Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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clasjaz

soulpope …. meine vertiefte Beschäftigung mit Brahms hat erst vor kurzen nach dem dem Ende der regelmässigen Werktage (und deren Gedankenschwere oft folgend) eingesetzt …. dabei gibt er mir Anworten auf ungestellte Fragen und ergo ergibt sich die Vergleichbarkeit mit einem komplexen Puzzle – bei welchem Teile zugelost werden, aber das „Zielbild“ mir nicht bekannt ist (bzw unterschiedlichste „Lösungen“ möglich scheinen) …. btw die Sologeige aufgrund der Tonlage des Instrumentes bei mir auch ein „work in progress“ und daher gilt es für die Interpreten auch diese meine Hürde ausser Kraft zu setzen ….

Antworten auf ungestellte Fragen . Das übersteigt ja längst den möglichen Alltag, in dem man sich nicht traut, Fragen zu stellen, die man habe. Ich bin völlig fern jeder Esoterik, indessen wenn eine Antwort sich einstellt, und vielleicht mit Flüstern, wo keine Frage war, muss ja etwas sein. Das Fragen, das um sich guckt und wartet, weil es keine vorlauten Antworten möchte? Grummel, das ist alles viel zu kurz von mir, aber es ist auch spät. Der Maelstrom oder der offene Himmel bei dieser Zulosung … wenn man wegnimmt, dass es ein logisches Subjekt, das die Losung erteilt, gibt. So hängen wir womöglich in der Musik. Oder schlichter gesagt: Brahms ist auch für mich ein Reibepunkt – und zu verschiedenen Zeiten immer wieder verschieden. Nimm nur die Streichquartette. Habe ich – obwohl das Alban Berg Quartett da war und ist – zunächst (und dieses Zunächst dauerte lange) überhaupt nicht kapiert. Da kam nichts – von mir womöglich. Dann eine Annäherung durch die Lasalle-Leute. Und von da aus ABQ genossen und eben Brahms. Gute Worte von Dir jedenfalls, womöglich etwas positiver als meine, aber ich glaube, wir stochern im selben Kahn. Und für mich ist das Unregelmäßige vertraut, wenn ich etwas in der Musik suche, dann das – aber schön, wenn es auf einem soliden Boden gebaut ist, das wäre dann mal wieder Bach als Fixum. Die Violine ist Dir nicht so nah, jedenfalls nicht so schnell, wie etwa das Violoncello? Wenn es so ist, ist es bei mir umgekehrt. Ich höre in aller schlichten Freude das Cello sehr gern, aber es scheint mir immer etwas zu fehlen, und zwar weil es zu viel auf einmal gibt. Die Violine arbeitet – das Violoncello liegt in der Hängematte. Das ist sehr zugespitzt gesagt!, und ich habe oft hier gesagt, wie sehr ich Starker, Schiff, Casals, Queras höre und höre. Und andere gewiss. Aber locke mich mit der Solovioline und ich schnappe eher zu. Im Sinn von Anbeißen. Weshalb ich Euer aller Hinweis auf Weinberg mir streng hinter die Ohren notiere. Shumsky. An ihn erinnere ich mich gern. Die Solosonaten von E. Y. mit ihm, die Sache mit Gould, aber außer noch den Mozartkonzerten habe ich nichts von ihm da. Er scheint sehr verschlossen zu sein, oder eigenwillig. Ich weiß da nicht viel, aber er ist immer willkommen; mit Mozart werde ich es überprüfen, wie es mir heute tatsächlich mit ihm ergeht. Jedenfalls habe ich einen sieben Meter breiten Bogenstrich von ihm in Erinnerung. In der Violinspielerzunft ist er glaube ich nicht sehr beliebt. Mich schert’s nicht …. Hier vorhin, um zum Thema des Threads zurückzukehren: Große Verwandlungskunst.

Ja die Violine „arbeitet“ und dieser Modus beherbergt zeitweise eine gewisse Atemlosigkeit …. jedoch das Cello ermöglicht alternativ auch ein Durchatmen …. aber meine Gedanken wollen vermehrt bearbeitet werden, in der Stille weiten sie sich öfter bedrängend aus ….

Habe das ABQ mit Brahms wiederholt gehört, diese Konzerte bewirkten eine konstruktive Belastung …. Erlösung war da nie eine Option ….

Gidon Kremer bleibt für mich nicht fassbar, was in diesem Fall ein Attribut der Güte verbleibt ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)