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jesseblueDie Frage stellte sich mir vor allem, da es auffallend ist, dass der Vorwurf des konservativen Hörens immer auf dieselben Musikrichtungen zielt. Meistens werden die Vorlieben für die späten Sechziger und frühen Siebziger als konservativ dargestellt, besonders, wenn in und aus dieser Zeit vorrangig Rock, Blues-Rock und Hard-Rock konsumiert wurden und werden und die Wertschätzung dieser Musik bis heute ununterbrochen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass hier „What’s Going On“ und „London Calling“ als No.1 in einer All-Time-Fave-Liste abgewatscht werden würden, bei „Led Zeppelin IV“ gäbe es aber Kommentare, wie verstaubt der Geschmack doch sei. Eventuell sind manche genervt davon, dass immer dieselben Acts genannt und gepusht werden, verwenden dann aber in ihrer Kritik „konservativ“ falsch.
Ich kann nur aus eigenem Erleben einen Erklärungsversuch beisteuern: Als ich Anfang der 80er begann, mich „ernsthaft“ mit aktueller Musik zu befassen, klang das, was „angesagt“ war, deutlich anders als das, was zehn Jahre davor die damaligen Teens bewegt hatte. Das war für „uns“ die Musik der „Älteren“, der Halbgeneration zwischen uns und unseren Eltern, und wenn ich davon mal was hörte, fand ich es oft schrecklich und muffig (die „Oldies“ meiner Eltern liebte ich dagegen, die hatten schon so eine nostalgische Patina und waren bereits unglaubliche 20 oder 25 Jahre alt ;)). Und umgekehrt war es häufig genauso, die „Älteren“ fremdelten mit dem, was „wir“ so hörten. Zu den Forumsklassikern gehört ja bis heute die Diskussion um die 80er Jahre, die aus Sicht der End-50er/Früh-60er-Geburtsjahrgänge entweder „ganz schlimm“ waren oder generös „besser als ihr Ruf“, aber keinesfalls gleichrangig mit den 70ern. Wobei die Bruchlinie nicht genau um 1980 verlief, sondern tatsächlich um 1976/77. Jedenfalls: Die Jüngeren sehen sich nun mal grundsätzlich als Avantgarde und die Älteren sind aus jugendlicher Hybris gesehen „hängengeblieben“, haben den Anschluss verpasst, altmodisch, konservativ. Dass „wir“ nun auch schon seit über 30 Jahren zu den Älteren und „Hängengebliebenen“ aus Sicht der nachfolgenden Generationen zählen, ficht uns dabei nicht an.;)
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