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Jan Wigger scheint richtig begeistert zu sein:
Bezüglich des am dringlichsten erwarteten Album des Jahres hielten Schwätzer und Vielredner schon seit Wochen ein schlaues Büchlein mit ihren Lieblingsvokabeln „Hype“ (wahlweise: „NME-Hype“), „retro“ und dem immer gern genommenen Adjektiv „überbewertet“ bereit. Die New Yorker Band, die mit „Is This It“, dem besten Rock-Album seit „Nevermind“, debütiert hatte, erschien den Nerds und Nörglern schnell zu erfolgreich und somit suspekt. Jene, die vor zwei Jahren auf den „Is This It“-Zug aufgesprungen waren und die Platte schon lange „nicht mehr hören“ konnten, rieben sich die Hände und freuten sich schon auf die langen Gesichter der Fans, sollten die Strokes das Niveau des Debüts nicht halten können.
Ist der Begriff „retro“ für eine Band, die so eindeutig im Hier und Jetzt präsent ist und musiziert, einfach nur dämlich, scheint das Wort „Hype“ (d.h. heiße Luft) immer und immer wieder erklärungsbedürftig. Drum noch einmal: The Darkness, Andrew W.K., The Music oder ganz früher Menswear – das sind, das waren Hypes. „Is This It“ dagegen ist heute noch so genauso aufregend und sensationell wie beim ersten Hören, mit dem Unterschied, dass man die Strokes, tragisch genug, eben nie wieder zum allerersten Mal hören kann. Nun schreibt die Plattenfirma, dass die hier vorliegende zweite Strokes-LP das erste Album locker übertrifft, was natürlich Unsinn ist.
Andererseits aber ist „Room On Fire“ ein dermaßen großartiges Album geworden, wie es selbst explizite Anhänger der Band nicht erwartet hätten. Das gloriose Gitarren-Motiv von „Reptilia“ nimmt man mit auch in den tiefsten Schlaf, der pure Soul in „Under Control“ ersetzt die Al-Green-Platte und Julian Casablancas‘ nonchalant eingeworfenes „Oh No!“ im besten Album-Track „The End Has No End“ (in dem die sonst so kaputte, verwegene Stimme des Sängers und Songschreibers zudem so klar und deutlich zu verstehen ist wie nie zuvor) ist die coolste Geste in dem mit coolen Licks prall gefüllten „Room On Fire“. Hohe Erwartungen sieht man nur selten so eindrucksvoll, so kaltschnäuzig erfüllt wie in diesem Fall. Außer natürlich für jene Spaßvögel, die tief greifende „Veränderungen“ von den Strokes erwartet haben. Modifizierungen in Richtung Drum’n’Bass, HipHop oder Elektronik vielleicht? Guter Witz, Leute. Jan Wigger
Quelle: Spiegel Online
Ich hab’s leider noch nicht gehört, aber gespannt bin ich schon…
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