Antwort auf: Jethro Tull

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wolfgang

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So, jetzt oft genug gehört, um mir ein erstes Urteil zu erlauben.

Jethro Tull – The Zealot Gene (2022)

1. Mrs Tibbets – Ein recht rockiger Einstieg mit typischen Tull Trademarks, sogar ein kurzes Gitarrensolo wird geboten.

2. Jacob’s Tales – Ein erster Schock, es erklingt eine Mundharmonika, mit diesem Instrument kann man mich jagen. Es entwickelt sich ein akustisches Stück im Stile von „The Secret Language Of Birds“.

3. Mine Is The Mountain – Der Höhepunkt der Platte findet für mich bereits hier statt. Das einzige Stück, das noch den Namen „Progressive Rock“ verdient. Ein spannendes Intro mit kurzem „Locomotive Breath“ Klavier geht schleichend in einen rockigen Flötenteil über, wo das Tempo merklich angezogen wird. Im Midtempobereich geht es weiter, bei der „Anderson’s“ tiefe Sprechstimme überwiegt.

4. The Zealot Gene – Der Titelsong ist ein komplexer Rocker im „Thick As A Brick 2“ Stil. Nach mehrmaligem Hören bleibt der Refrain deutlich im Ohr hängen.

5. Shoshanna Sleeping – Im ähnlichen Stil geht es hier weiter, leider etwas beliebig und spannungsarm, hier beginnt der tiefe Sprechgesang erstmals zu nerven.

6. Sad City Sisters – Ein schöner Folk/Akustik Song mit Akkordion Untermalung, mal wieder denke ich an „The Secret Language Of Birds“ und ein bisschen an „Skating Away“ von „War Child“.

7. Barren Beth, Wild Desert John – Nach kurzem Flötenintro folgt ein Midtempo Folk Rock Song, wo erstmals ein durchgängiger Gitarren Riff zu hören ist.

8. The Betrayel Of Joshua Kynde – Wieder ein Midtempo Rocker, der im typischen „Thick As A Brick 2“ Stil daherkommt. Ein dominierendes Piano geht durch das Stück und „Florian Ophale“ darf ganz kurz an der E-Gitarre glänzen.

9. Where Did Saturday Go – Das nächste Folk Akustik Stück im „Anderson“ Solo Stil, die Stimme wird hier gedoppelt, er kann einfach nicht mehr richtig singen, die Höhen sind komplett weg.

10. Three Love, Three – Weiter geht es in der gleichen Instrumentierung und Stimmung, es plätschert vor sich hin und der Song geht nahtlos in “ In Brief Visitation“ über.

11. A Brief Visitation – Die Stimmung ist mit starker Akustik Gitarre ähnlich, hat aber eine sehr schöne Melodie. Der Song erinnert etwas an die Solo Stücke auf „Minstrel In The Gallery“.

12. The Fisherman Of Ephesus – Zum Abschluß ein Midtempo Song, ich wiederhole mich ungern, der wieder im typischen „Homo Erraticus“ Stil geboten wird.

Fazit:

Nach meiner Meinung wurde der Name „Jethro Tull“ ausschließlich aus Marketinggründen wiederbelebt. „Ian Anderson“ sagte in einem Interview, das die jetzige Besetzung schon so lange zusammenspielt, das es gerechtfertigt wäre, das Album unter diesem Namen zu veröffentlichen. Dazu hat er natürlich das Recht, aber es fehlt mir einfach die Gitarre von „Martin Barre“, ebenso wie die Keyboards von „John Evan“ und „David Palmer“, die immer mal wieder für eine Überraschung im Sound verantwortlich waren. So ist das alles zu vorhersehbar und „Anderson’s Stimme, Flöte und Akustik Gitarre dominieren das Album in Gänze.
Die ersten Zweidrittel der Platte sind für mich die besseren, ab Track 9 lässt es nach und wird etwas zu eintönig. Insgesamt ist das aber Kritik auf hohem Niveau, das Album ist für mich mit „Thick As A Brick 2“ und „Homo Erraticus“ gleichzusetzen, aber als Original „Jethro Tull“ Album kann ich es in dieser Form nicht sehen. Es ist ein gutes „Ian Anderson“ Solo Album.

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