Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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gypsy-tail-wind

soulpope

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vorgarten

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vorgarten thelonious monk, monk’s dream geht nicht gerade. ich glaube, mein problem ist aber eher die produktion, nicht die band.

Interessant …. für mich seine klar beste Aufnahme für Columbia ….

damit bist du nicht alleine, glaube ich. im sound liegt für mich etwas sehr klassizistisches, quasi: wir schaffen perfekte rahmenbedingungen für ein trademark, das sich von selbst versteht. diesen schritt bin ich aber nie mitgegangen, für mich versteht sich monk nicht von selbst, ich muss da noch überzeugt werden, warum das spiel so oft gegen den fluss arbeitet (wie hier). wenn ich mal lust auf mok habe, greife ich immer zum trio auf prestige, weil da für mich das kratzige und rebellische noch lebendig ist und gleichzeitig die musik auf einer anderen ebene swingt und groovt, was für mich auch das klavierspiel anders kontextualisiert.)

vorgarten

gypsy-tail-wind„Kuratiert“ war das Wörtchen, das ich für Monks 60er-Musik neulich verwendet habe. Und ich halte das für keinen Vorwurf an Columbia/Macero sondern für Monks eigenen Umgang mit seiner inzwischen verspätet in die Gänge gekommenen Karriere. Das heisst nicht, dass es nicht sehr lebendige Momente gab (Tokyo oder Monterey – yep! – 1963 zum Beispiel, das Quartett/Big Band-Konzert, das Columbia mitschnitt, It Club 1964, die Europa-Tour mit grösserer Band 1967, Palo Alto 1968 …)

damit kann ich sehr viel anfangen.

Bei genauer Betrachtung sind die Highlights „Pre-Columbia“ auch die „Live“ Aufnahmen in den 50ern oder die 1961 Tour …. für mich bleibt Monk ein Gesamtwerk mit verschiedenen (persönlichen) Präferenzen, welche sich zeitllich tendenziell ab den später 50ern über die folgende Dekade erstrecken …. und es ist vor allem das „Monk Song Book“, welches tief in mir verinnerlicht ist – dh wann immer ein Song daraus von einem anderen Musiker gecovert wird, ist mein Interessen geweckt …..

Nein, das höre ich ganz anders: Highlights sind zunächst mal die Blue Note- und die Prestige-Trio-Sessions, das erste Solo-Album, die X-Mas-Session mit Davis und Jackson, dazu die eine Session mit Rollins, die als 10″ bei mir in die Top 10 gehören würde, aber die 12″-Ausgaben haben’s halt dann verhackselt. Bei Riverside ist das Live-Material für mein Empfinden von schwankender Güte (analog zu den Studio-Sessions): top die Aufnahmen mit Griffin (2. Runde, also ohne die etwas frühere Session, dann grösstenteils bei Milestone bzw. als CD-Bonustracks herauskam), mässig die von 1961 (v.a. Mailand) und aus dem Blackhawk, Town Hall hätte super sein können, wenn mehr Zeit gewesen wäre (für Arrangements wohl mehr denn für Proben – und den Drummer dort finde ich dann bekanntlich halt dann auch noch den falschen). Die perfekt produzierte Studio-Session hat Keepnews da aber wirklich nicht hingekriegt, drum ist vielleicht auch für mich „Monk’s Dream“ eine Art Kulminationspunkt (aber live mit Griffin kommt sehr nah an die perfekte Monk-Session – und da ist dann das ganze Leben drin, das bei „Monk’s Dream“ stellenweise etwas fehlt … mit Coltrane in der Carnegie Hall höre ich ähnlich, aber dort hatte Keepnews die Finger nicht im Spiel). Andererseits ziehe ich dann doch viele Riverside-Sessions („Brilliant Corners“ sowieso, aber auch „Alone in San Francisco“, „Monk’s Dream“, „Monk with Coltrane“, „5 by Monk by 5“) den späteren Columbia-Alben eher vor. Mehr Leben, dafür weniger Politur, wenn man so will (vier Sessions pro Studio-Album ist ja auch eine Ansage, das kriegte in den Sechzigern sonst höchstens Miles Davis, aber der arbeitete gegen Ende des Jahrzehnts dann ja schon ganz anders). Und auch beim Songbook bin ich ganz anders gewickelt: keiner kann Monk so spielen wie Monk selbst. Auch bei den wirklich guten (Lacy allen voran) höre ich immer Defizite – vor allem wo immer ein Pianist zur Sache geht … das Bud Powell-Album aus Paris ist da vielleicht eine Ausnahme, die ich mir so erkläre, dass die Musik dort für mich ähnlich unaufgeräumt klingt wie bei Monks Riverside-Sessions … Das sind jetzt nur so lose dahingeschriebene Gedanken, die ich bisher noch selten so auszuformulieren versucht habe – aber die Basis für diese Wahrnehmung ist seit 20-25 Jahren da und ordentlich gefestigt.

So (divergent) kann es laufen 😎 …. bei den Cover Versionen sind Pianisten tatsächlich gefordert (und nur wenige Künstler wie Powell und Waldron schaffen das) …. bei den Monk Sichten von Lacy Solo, Duos mit Waldron und der pianolosen Trio/Quartet gibt es keine Defizite – ausser dass es zu wenig davon gibt  ;-) ….

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  "Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit" (K. Valentin)