Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Letzte Runde Monk für heute – bleibt für mich wohl das perfekte Monk Quartett-Album. Er kuratiert längst mehr, als dass er sich engagiert, aber das mindert die Freude hier überhaupt nicht. Gut ausgewähltes Material, die Band in bester Form – und ja, der Sound so gut wie bei Riverside nie, dünkt mich. Quasi ein Gipfel, in dem für mich aber auch schon der Niedergang steckt (er ist im Wörtchen „kuratiert“ zu finden) – aber erstmal gab’s ein „second helping von fast gleicher Güte“, und auch die folgenden Alben sind ja keinesfalls schlecht, wenngleich ich sie nicht auf derselben Höhe höre wie „Monk’s Dream“.

Und diskographisch beginnt hier der Columbia-Albtraum. Neben einem weiteren Take des Titelstückes (zuerst auf „Always Know“) gibt es auf der CD von 2002 noch drei Bonustracks, alles Alternate Takes, die es davor nicht zu hören gab. „Bright Missisippi“ und „Blue Bolivar Blues“ sind nicht das Problem, aber gucken wir „Body and Soul“ (solo) an:

Master Take: Re-Take 2 (1. Nov 1962)
Alternate Take: Take 1 (31. Okt 1962)

Dann gucken wir bei „Monk Alone: The Complete Columbia Solo Studio Recordings 1962-1968“ (1998):
CD1 #1: Master Take (Re-Take 2, 1. Nov 1962)
CD2 #6: Remake Take 3 (31. Okt 1962)
CD2 #7: Take 3 (1. Nov 1962)

Was stimmt nun nicht, das Aufnahmedatum von CD2 #6 und #7, oder wurden die Takes vertauscht oder …? Und ja, der Alt Tk 1 auf „Monk’s Dream“ von 2002 ist neu, den gab’s auf der 1998er-DoCD noch nicht. „Complete“ ist ja oft relativ.

Ist ja schön, all die Takes zu haben … und grad die Solo-Doppel-CD steht hier bekanntlich hoch im Kurs (viel höher als das drauf enthaltene „Solo Monk“, paradoxerweise) – aber es ist einfach ätzend, dass es nirgendwo eine vollständige und korrekte Diskographie gibt (die nicht von vor 2005 oder so sein dürfte, denn so bis um 2004 herum gab’s ja noch all die Reissues mit Bonustracks, und auch Hyena/Thelonious war bis um den Dreh herum aktiv).

Ah, ok, noch was: „Bye-Ya“ dauert auf dem Album 5:23 – aber in der 3-CD-Box „The Columbia Years ’62-’68“ ist davon (gleicher Take, gibt anscheinend nur einen) eine „restored“ Version von 5:59 zu finden. Später hat Legacy ja für die CDs die gekürzten Master Takes direkt durch die „restored“ Takes (also wieder mit allen Bass- und Schlagzeug-Soli) ersetzt und die Master sind auf den CDs gar nicht mehr zu finden. Gehe ja nicht davon aus, dass das Streaming-Publikum für sowas überhaupt noch interessiert, aber mich würde schon wundernehmen, welche Version(en) z.B. vom Album „Straight No Chaser“ auf den einschlägigen Portalen zu finden sind!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba