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nail75
Aus meiner Sicht befindet sich das Konzert mit Lateef und vor allem Reggie Workman, Hamid Drake und Mulgrew Miller in einer völlig anderen, höheren Liga als Shepp/Moran. Ich finde das Duo-Format legt die spielerischen Defizite eines inzwischen sehr alten Archie Shepp relativ schonungslos offen.
finde ich schade, dass du du das so ageistisch formulierst, mit diesen ganzen sportmetaphern (liga, höhepunkt überschritten, spielerische defizite), jazz ist ja kein kugelstoßen, wo man abtritt, wenn man seine eigenen früheren weiten nicht mehr erreicht. ich habe die kritiken zu dem shepp/moran-album auch nicht so gelesen, dass da behauptet würde, hey, der alte kann’s noch, er spielt noch komplexe linien über round midnight und wise one klingt so wie damals von coltrane. alter, positiv besetzt, kann ja auch heißen: wer kann denn heute so noch spielen, mit solchen erfahrungen, einer solchen lebensgeschichte, einem solchen, individiuell erarbeiteten ton? die brüchigkeit und das risiko, sich so schonungslos zu zeigen, wird doch gerade an diesen aufnahmen (und auch bei sanders, denke ich) wertgeschätzt (und ist überhaupt eine wichtige dimension des jazz, würde ich jetzt behaupten)? ich verstehe, dass man jemandem ungern beim langsamen verstummen oder verglühen zuhören möchte (und ich kann definitiv verstehen, wenn man das album einfach nicht mag), und ich selbst sag ja ähnliches manchmal z.b. über andrew cyrille, dass der mutmaßlich aus altersgründen nur noch „dazuspielt“ und keine eigenen akzente mehr setzen kann, aber es ist ja bei shepp überhaupt nicht so, dass er den ideen von moran hinterherhinkt.
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