Antwort auf: Wetten, dass

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slow-train

Registriert seit: 25.09.2008

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bullitt

Was heißt denn nicht zugänglich machen? Das Wissen ist doch da und kann bei Bedarf von jedem selbst recherchiert werden. Das verstehe ich unter Selbstbestimmung. Und welches Framing sollten solche Linernotes denn haben? Mal ehrlich, du fändest die doch auch nur genau so lange toll, wie sie dein eigenes Weltbild bestätigen und ganz bestimmte „Aktivist:innengruppen“, Hochschullehrer oder „semiprominente Leute“ dort Gehör finde würden, oder? Ernst gemeinte Frage. Jan Böhmermann zählt in der aktuellen Folge F&F auf, welche Filme man wegen „problematischer Inhalte“ angeblich nicht mehr schauen könne – u.a. die komplette James Bond-Reihe. Das wäre ja genau so ein Beispiel. Welches Label würde das freiwillig und ohne behördlichen Druck auf seine DVD-Box packen? Und noch wichtiger, wer bräuchte sowas? […] Und wer zu doof ist, diesen offensichtlichen Weg der Recherche zu gehen, hat halt einfach auch mal Pech gehabt. Wie gesagt Eigenverantwortung ist nicht verhandelbar. Für eine freiwillige Selbstkontrolle in der Musikindustrie über das bereits vorhandene „Parental Advisory Label“ hinaus fehlt mir jegliche Phantasie. Liner Notes zu den persönlichen Verfehlungen eines Künstlers, halte ich für absurd. Eine politische, ideologische oder zeitgeistige Interpretation der Kunst vor vorgeschalteten Sittenwächtern sowieso.

Ich verstehe die Argumentation, dass die Recherche idealerweise in der Eigenverantwortung liegt. Aber ist das realistisch? Ist es wirklich schlimm, wenn Disney da der Kundschaft Arbeit abnimmt? Zumal die Labels ja wahrscheinlich nur in den seltensten Fällen zu dir oder mit sprechen (vermute ich), sondern zu betroffenen.

Liner Notes, die Kritikpunkte aus diversen Communities aussparen, haben ja auch ein Framing, eben durch ihre Lückenhaftigkeit und natürlich würde ich mich daran stören, wenn irgendwelche Rechtspopulisten jetzt anfangen Liner Notes zu schreiben. Warum auch nicht? Das ändert ja nichts daran, wie ich mir ein gutes Produkt vorstelle.

Und ja, ich denke schon, dass man auch heute alte James Bond-Filme kontextualisieren kann und warum soll die feministische Kritik an den Filmen nicht in einer sorgfältig kuratierten Box Platz finden? Die Filme bleiben die gleichen und mir geht es um Einordnung, die parallel dazu auch gern den Unterhaltungswert und andere Stärken der Reihe berücksichtigen kann. Was das mit Sittenwächterei zu tun haben soll, wenn neue, gern auch kritische Perspektiven auf Kunst eingebunden werden, ist mir wirklich unklar. Eventuell habe ich aber da auch einfach an Leidenschaft gegenüber Kunstwerken verloren und bin nicht mehr bereit, Dinge vor allen Angriffen zu verteidigen.

Ich denke wir haben die Standpunkte hinreichend geklärt und kommen langsam an den Punkt, an dem wir uns im Kreis drehen. Wir können also wirklich gern zum nächsten Comeback von Gottschalk weiterdiskutieren, wenn das für dich okay ist?

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