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Ich habe zwei Mike Leigh-Wochen hinter mir. Und hatte weit überwiegend viel Spaß dabei.
Lügen und Geheimnisse (OT: Secrets and lies) (1996) ****
Ein intensiver Film. Die Offenheit der Figuren am Ende ist ergreifend. Besonders herausragend finde ich die Figuren, die von Marianne Jean-Baptiste und Timothy Spall gespielt werden, während Cynthia Rose Purley und Roxanne Purley, gespielt von Brenda Blethyn bzw, Claire Rushbrook, schon ziemlich überzeichnet und schrill wirken.
All or nothing (2002) ****
Ein ebenso intensiver Film, der in einem extrem trostlosen sozialen Umfeld spielt. Die häufig von Mike Leigh besetzten Timothy Spall, Lesley Manville und Ruth Sheen haben die stärksten Rollen. Auch hier gibt es ein reinigendes, vieles klärendes Gewitter am Ende, welches mich nicht ganz so gepackt hat, wie jenes im Vorgänger-Film. Und auch hier gibt es Figuren, die ein wenig überdreht wirken, z.B. James Cordon als Rory.
Vera Drake (2004) ****
Die Handlung spielt in den frühen 50-er Jahren in London und es geht um eine Frau, die kostenlos Abtreibungen vornimmt. Der Film geht sehr behutsam und extrem langsam vor, wobei mir die Hauptfigur, gespielt von Imelda Staunton, teilweise in ihren Reaktionen schon ein wenig zu zögerlich erscheint. Manchmal ist die Stille und das Warten auf eine Reaktion schon zermürbend. Insgesamt aber doch ein Film, der mich fesselt, weil die meisten Figuren mit all ihren Facetten überzeugend dargestellt sind. Auch in Nebenrollen gut besetzt.
Another year (2010) ****1/2
Mein Favorit dieser Session, denn hier hat Mike Leigh für mich die Balance zwischen tragischen Momenten, leisem Humor, dem Einfühlen in die Figuren und dem Gegeneinander von Zufriedenheit und Verzweiflung am besten hinbekommen.
Mr. Turner – Meister des Lichts (OT: Mr. Turner) ***
Auch an diesem Film ist manches faszinierend, wie z.B. Timothy Spall oder die Farben und Bilder. Aber dieser Film nimmt mich emotional bei weitem nicht so mit wie die anderen hier beschriebenen Filme. Das mag an der Epoche liegen, in der er spielt (Anfang bis Mitte des 19. Jahrhunderts pendelt der Protagonist zwischen London, Irland und Margate), an der andersartigen Sprache, mit der ich fremdele oder daran, dass die Figuren eine emotionale Bindung gar nicht möglich machen. Der Film ging einfach nicht an mich, wenngleich er seine Qualitäten hat.
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