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Anonym
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ford-prefect
plattensammlerEs ist ja ein Unterschied, ob ein Film ab 18 ist oder auf der A- oder B-Liste. Letzteres ist ganz klar Zensur. Das Zusammenschneiden von Filmen ist ja oft auf dem Mist von Verleihern oder Produzenten selbst gewachsen, die meinten zu wissen, was gut für das Publikum ist. Die deutschen Verleiher schnitten ja auch gerne Dialoge raus, weil der deutsche Zuschauer so viel Gelaber langweilig fände.
Das Verbot von diversen Horrorfilmen hatte aber auch was für uns jugendliche Konsumenten damals. Man ist an die Filme dann ja doch irgendwie rangekommen (Österreich! Holland! England!), das hatte was von Abenteuer, Rebellentum und dem berühmten Reiz des Verbotenem. Und da hat ja auch so mancher Film von profitiert, der durch sein Verbot „geadelt“ wurde und ohne wahrscheinlich als der schlechte Heuler angesehen wurde, der er ist. Das ganze hat die Filme allerdings krass teuer gemacht. 120 D-Mark für eine VHS, das war schon eine Hausnummer!
Was hast du denn damals so aus Österreich, Holland England bezogen? Und welche Kanäle musste man da bemühen? In meinem schulischen Freundeskreis befand sich ein Jugendlicher, dessen Vater eine Videothek betrieb und der deshalb immer gut versorgt war mit indiziertem Stoff, der die Runde auf dem Schulhof machte.
Es gab damals schon Mailorder – ich weiß aber nicht mehr wie die hießen. Das war jedenfalls nichts illegales, obwohl die Einfuhr vielleicht nicht wirklich ganz dem dt. Jugendschutz o.ä. entsprochen hat. Ich selbst war da auch gar nicht vermögend genug um mir eine VHS für 120 DM zu bestellen – und selbst wenn, so sehr Fan war ich damals nicht, das ich für einen Film so viel Geld ausgegeben hätte. Aber im Freundeskreis gab es ja immer welche, die genug Geld hatten. Waren immer Horrorfilme, das war ja die große Zeit der Horrorfilme, am liebsten Zombie- oder Kannibalen-Filme. Die galten ja als der härteste Stoff, wobei ich die Slasher immer krasser fand.
Man hat die Filme damals ja nicht angeschaut, weil man ein junger Filmconnoisseur war, sondern weil man möglichst krasse Gewalt sehen wollte – warum auch immer. War aber ja nicht so, dass wir alles Psychopathen oder sonst wie gestörte Jugendliche waren, das war einfach mal cool. Und wir wollten uns halt schon zusammen ernsthaft gruseln. Man hat die Filme ja nicht alleine geschaut, sondern in Gruppen. Und mit Mädchen! usw. usf.
Sowas wie heute, man schaut sich zum Amüsement einen „Trasher“ an, das gab es damals eher nicht. Dann hat man sich gleich irgendeinen Schenkelklopfer wie Porky’s oder so einen Mist angeschaut.
Das mal kurz zu meinem persönlichen Erfahrungen, was den Rezeptionskontext von Horrorfilmen in den 80ern angeht.
Heute wirkt ein Film wie Maniac ja gar nicht mehr so brutal, was die Körperlichkeit angeht, wie damals – da war das schon grenzwertig, weil man sowas noch nicht gesehen hatte und normalerweise auch nicht zu sehen bekam. Aus heutiger Sicht finde ich viele Horrorfilme aus den 70ern und 80ern aber noch durchaus sehenswert, da der psychische Horror dieser Filme doch immer noch sehr gut funktioniert.
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