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vorgarten
gypsy-tail-wind
Überhaupt dünkt mich ja, sind die 80er die wahre Wunderkammer-Zeit des Labels, da ist Platz für unglaublich viel (von dem auch ich so manches überhaupt nicht kenne). Ich denke da gerade auch an die Europäer: Pepl/Pirchner, Joos mit Pepl, Doran/Wittwer, Koch/Schütz/Käppeli – und daneben Vesala oder Winstone, Hussain oder Hassell, Holland mit seiner besten Band, Bass Desires, aber auch noch der Ausklang der Afro-Amerikaner, der Ein-/Aufstieg von Frisell usw. Da passiert wahnsinnig viel und mich dünkt es ist Raum für mehr da als in den ersten Jahren (aber klar, nach Jahrzehnten zu gehen ist eine beliebige Vorgehensweise, die Zäsuren für Eicher waren wohl andere – keine Ahnung was, aber vielleicht z.B. der Weggang von Metheny, die Working Band von Holland und dass der plötzlich fix zum „roster“ gehört, dass Jarrett plötzlich keine Quartette mehr hat, dass Steve Reich und Arvo Pärt – einschlagen? Oder wurden allmählich die zu Longsellern, oder war’s gleich beides?)interessante these, finde ich ziemlich einleuchtend. könnte auch mit der homogenen ausrichtung der kommerziellen jazz-labels oder -sparten in den 80ern an einer bestimmten form von jazz zu tun gehabt haben, da hatte ecm viel auswahl an alternativen, bevor es neue labels gab, die aus diesen alternativen entwürfen wieder eigene profile machten (intakt, tzadik, act, clean feed…).
man muss ja auch sagen, dass es ecm ja auch später mindestens einmal im jahrzehnt gelungen ist, einen richtigen cross-over-hit zu landen, in den 90ern war das KHMER (nachdem sie das e.s.t.trio verschlafen haben), in den 00ern dann nik bärtschs ronin.
Beide Punkte interessant, finde ich. Es gab ja in den 80ern schon Nischen für einiges: die Junglöwen etwa, die dann in den 90ern fast noch heftiger umworben wurde, damals gab’s ja auch noch Warner als Major – schon auch spannend, wie da z.B. ein James Moody nochmal was machen könnte, während zugleich Joshua Redman als der grosse neue Star aufgebaut wurde (mit Hilfe der Teilzeit/ex-ECMler Metheny, Haden und Higgins) … die Nische gab’s davor bei Novus auch schon (Blythe, Lacy, Threadgill … und auch schon Moody). M-Base hatte ein Outlet … aber die vielen neuen Label, die dann erst entstehen (oder teils ältere Labe, die ein wenig diversifizieren, ich denke an Intakt, das aber erst in den letzten 15 Jahren oder so auch stärker in die USA geguckt hat und ja wie gestern schon geschrieben Berne/Formanek in die Reihen holte, aber auch Halvorson/Crump/Davis, die Leute um Ingrid Laubrock).
Solche Dynamiken zu beobachten ist schon spannend!
Interessant finde ich ja auch die Maneris: bei ECM, bei Hat und bei Leo zugleich. Ausser dass Eicher dem Sohn weniger Raum geben mochte als Uehlinger und Feigin haben die aber überall genau das gleiche gemacht, halt einfach mal mit „labeltypischen“ Kollegen gepaart (Phillips bei ECM, Shipp bei Hat, Morris aber bei Hat und bei ECM, wo er überhaupt nicht hingehört – ist das sein einziger Auftritt? Ist niemand, den ich sonderlich schätze, aber er begegnet mir immer wieder und ich finde ihn immer okay und manchmal auch deutlich mehr als das).
Was die Crossover-Sache angeht, „Khmer“ war schon ein grosses Ding, oder? Kann sein, dass „Ronin“ ähnlich ist und meine unterschiedliche Wahrnehmung halt am unterschiedlichen Lebensalter liegt („Khmer“ gab’s am Radio aus Willisau und ich fand’s ziemlich gut, die CD kenne ich bis heute nicht – dafür hab ich Molvaer 2019 mit einem ganz ähnlichen Projekt im Urlaub in Parma live gehört, das war schon ganz schön), für Bärtsch – obwohl aus Zürich – habe ich mich hingegen einfach nie begeistern können. Seine wöchentlichen Gigs (oder: Workshops/öffentliche Proben) habe ich nie besucht.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba