Antwort auf: Konzertimpressionen und -rezensionen

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yaiza

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hier noch meine Nachträge 

Pianosalon Christophori

Mittwoch, 15.09.2021   Krzyzowa Music Quintet, Klavierquintette von Schostakowitsch und Weinberg.

Stephen Waarts & Olivier Robin (Violinen), Emma Wernig (Viola), Joshua Halpern (Cello) und Yannick Rafalimanana (Klavier)

Dieser Abend bot die seltene Gelegenheit, die Quintette mal live nacheinander gespielt zu hören. Im Nachhinein bin ich den jungen Musikern dankbar für diese Erfahrung. Die aufgrund der starken Eindringlichkeit entstandene Stimmung begleitete mich allerdings noch ein paar Tage danach. Sie begannen mit dem Quintett von Schostakowitsch op.57 (1940). Ich habe mich da ganz in die tiefe Musik hineinziehen lassen. Im Pianosalon war es auch unglaublich still, kein Rühren war zu hören. Der Cellist Joshua Halpern erklärte später, dass sie davon ausgingen, dass die meisten mit diesem Quintett vertraut sein würden und leitete danach noch mit Erklärungen zum Weinberg Quintett über. Die Musiker selbst spielten teilw. schon mehrmals beim Krzyżowa-Music Festival. Mitschnitte davon sind auch regelmäßig im Dlf zu hören. Für drei der fünf Musiker war die Aufführung des Quintetts von Weinberg op. 18 (1944) vor Publikum eine Premiere. Ich fand es beeindruckend, es mal live zu hören. Das ist nicht nur der Dauer wegen ein großes Werk. Live kamen auch die Folk-Anleihen sehr gut zur Geltung… das Ende dann ist sehr erschütternd und wirkt noch lange nach.

Mittwoch, 27.10.2021   Markus Becker, Klavier CD Release-Konzert „Alleingang“
Im Oktober ging’s dann nochmal in den Pianosalon zu einem Klavierabend mit Markus Becker. Das müsste jetzt vielleicht in die Jazz-Ecke… ich lasse es mal trotzdem hier, weil ich -auch nach mehrmaligen Hören der CD- denke/fühle (kenne mich nicht aus), dass auch noch viel aus der Klassik im Spiel ist. Überhaupt schien Markus Becker glänzend aufgelegt und ließ immer mal lustige Kommentare zu beiden Genres fallen. Er selbst gab auch zu, dass es ihm immer noch schwer fällt, bei Applaus sitzen zu bleiben; es zog ihn immer wieder zu den Verbeugungen hoch… das legte sich dann in der zweiten Hälfte. Es ging los mit einer Impro zum Abendlied von Matthias Claudius („Der Mond ist aufgegangen“), danach folgten unterhaltsame Stücke, allesamt mit schönen Namen versehen: z.B. mit absteigendem Bass „Abstiegskampf“, Gespräch in zwei Tonlagen „doppio“… Die Pause kam dann viel zu schnell… und ja, es gibt also wieder Pausen. Nach der Pause ging es mit einer Haydn Sonate weiter, die ich ganz wunderbar gespielt empfand. Danach leitete er in ein Stück aus seiner vorigen CD „Regenlied“ über, das sich aber toll an den Haydn anschmiegte. Weiter ging’s dann mit der Vorstellung der neuen Stücke bis ein Blues die „Letzte Runde“ einleitete. Ein echter Höhepunkt war dann noch Beckers Arrangement zur „Appassionata“… Alles in allem ein sehr unterhaltsamer Abend — Markus Becker mit Haydn – das merke ich mir mal.

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Konzerthaus Berlin

Montag, 27.09.2021   Nils Mönkemeyer, William Youn 2x Hören „Hommage à Mozart“ für Viola und Klavier von Konstantia Gourzi
In der Konzertreihe „2x Hören“ werden im Konzerthaus zeitgenössische Stücke vorgestellt. Zuerst wird es mit frischen Ohren und (meist) ohne Wissen drumherum gehört und nach dem Gespräch mit den Interpreten noch einmal. Nils Mönkemeyer und William Youn spielten nun die „Hommage à Mozart“, die sehr meditativ beginnt und den Hörer in eine alte Klangwelt zieht. Mozart tritt nicht offensichtlich oder deutlich in Erscheinung. Um das näher zu beleuchten wurde zum anschließenden Gespräch (moderiert von Christian Jost, auch Komponist) noch die Komponistin Konstantia Gourzi auf der Bühne begrüßt. Eine gelungene Überraschung. William Youn setzte sich nach den einleitenden Worten nochmal ans Klavier und nun folgte der Versuch, Mozart auf die Spur zu kommen. Letztendlich erklärte Gourzi, dass sie den Kompositionsauftrag für dieses Stück von Mönkemeyer und Youn bekam und sie (selbst Pianistin) sich eher von ihrem Gefühl zu Mozart leiten ließ. Es gibt keine Anspielungen oder Zitate. Gleichzeitig erklärte sie auch ihre Liebe zu den alten in Europa gebräuchlichen Skalen, die wir vom Klang her heute mit dem Orient verbinden. Nils Mönkemeyer brachte hier Interessantes zur Sprache, wie das Spielen alter europ. Volksmelodien -egal ob aus Griechenland oder Nordeuropa- oder z.B. auch Erwähnungen aus Briefen von Mozart und Mozarts Sicht auf die Musik. Interessante Punkte, die in mir noch nachwirken. Ebenso wie der Eindruck von William Youn… Vielleicht höre ich ja mal in seine Schubert CDs hinein.

Samstag, 16.10.2021   Konzerthausorchester, Iván Fischer, Mirijam Contzen (v) Beethoven VK, Bartók Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta
Mitte Oktober hörte ich dann zum ersten Mal nach 19 Monaten wieder einem Orchester live im Konzertsaal zu. Das empfand ich sehr besonders und hat mich nach Beǵinn des Beethoven Violinkonzerts sehr gerührt… Es war schön, diesen vollen Klang wieder direkt zu hören. Das Violinkonzert von Beethoven wird wohl immer beeindruckend bleiben. Mirijam Contzen (auch Prof an der UdK) spielte es mit dem Konzerthausorchester sehr souverän.
Nach dem langen Applaus blieb Iván Fischer auf der Bühne und es folgte ein „Umbaupause-Überbrückungsgespräch“, wie er es so schön nannte. Während auf der Bühne alles für die folgende Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta umgebaut wurde (für zwei Orchester li. und re. vom Dirigenten, Harfe in der Mitte sowie Klavier, Celesta und Schlagwerk im hinteren Bereich) führte er auf seiner vergnüglichen Art in das Stück ein… (Fortsetzung folgt)

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