Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

#11610415  | PERMALINK

lotterlotta
Schaffnerlos

Registriert seit: 09.04.2005

Beiträge: 6,186

gypsy-tail-wind Stephan Micus – On the Wing | Das ist wohl auch wieder Musik, die es so nur bei ECM geben konnte/kann? Ich kenne Micus überhaupt nicht. Weil’s im Booklet eine Diskographie gibt, in der Alben stehen, die nicht in meiner ECM-Liste vorhanden sind – eins von ihnen, „Koan“, läuft unter ECM SP („special product“?) – bei Discogs gibt es vier Einträge: https://www.discogs.com/label/532771-ECM-SP Weiss dazu jemand mehr? Micus hat unter JAPO noch ein paar Alben, insgesamt kommen da über zwei Dutzend zusammen. Eindrücklich jedenfalls, und natürlich ein Name, den ich im ECM-Kontext immer wieder aufschnappte, ohne dass es je einen Anlass gab, etwas von ihm anzuhören (keine Empfehlung oder sowas, keine gelesene Rezension, die mich dahin schicken sollte). Diese Scheibe habe ich daher neulich als Beifang bei einer Discogs-Bestellung mitgenommen, und jetzt läuft sie zum ersten Mal. Sie enthält zwischen 2003 und 2006 entstandene Solo-Aufnahmen, Micus spielt diverse Instrumente, darunter Gitarre, Sitar, Sho, Nay und weitere Saiten und Rohrblattinstrumente, Flöten und Percussion. Die Instrumente stammen aus dem Irak, aus Japan, Ägypten, Bali, Burma, Indien und aus dem Uigurengebiet, dazu kommt die Hang, eine Trommel, die nach Vorbild der Steeldrums entwickelt wurde, und die selbst entwickelte 14-saitige Gitarre, die verschiedene Bespannungen erlaubt (Micus: „ten single strings, or seven double strings, or sympathetic strings as on a sitar“). Musik eines reisenden Forschers oder forschenden Reisenden also, oft mit Overdubs unterschiedlicher Instrumente zusammengestellt. Einfache Melodien, für Wohltemperiertes gewöhnte Ohren oftmals voller kleiner Reibungen, Melismen über Drone-Klängen – das ist zugleich sehr einfache, direkte, aber auch sehr reiche Musik. Gefällt mir vom ersten Eindruck her jedenfalls gut – ohne dass ich jetzt deswegen die 24 anderen ECM/JAPO-Alben zusammensuchen müsste … aber wenn jemand den ultimativen Micus-Tipp hat, das eine Album oder die zwei Alben, die ich auf keinen Fall missen sollte, her damit! (Wäre ja Zufall, wenn es grad dieses wäre!)

Zuerst einmal sorry, hatte das mit den Jarretts ja auch nur ironisch gemeint, hätte da den zwinkerer zutun müssen, es liegt mir völlig fern hier überhaupt irgend jemanden abzumeiern. Also Abhaken!

Deine Beschreibung zu Micus passt meines erachtens auf sehr viele Scheiben von ihm, besitze selbst nur zwei, eine hatte ich ja schon als Geheimtipp genannt, die zweite ist die „Darkness and light“ aus 1990. Vom hören bei Freunden wurde ich in den 80ern zum Kauf animiert, das waren teilweise ehemalige Sannyasin und da liefen häufig so esoterische Sachen von Deuter, Kitaro und auch Micus, letzteren fand ich spannender, führte dann zum Kauf. Es ist schon sehr speziell und ich denke es werden hier nicht viele etwas von ihm haben, vielleicht der einzelne die eine oder andere Scheibe.

Es ist bei mir zumindest so, dass ich diese Sachen auch nur hören kann, wenn ich selbst zur absoluten Ruhe kommen will und kann, ist nichts was man so zwischendurch so hören könnte, es ist sehr zurückgenommen, sparsam akzentuiert oder anders formuliert sehr meditativ. Auf der „Darkness and light“ spielt er auch sehr exotische Instrumente die er wohl von seinen Reisen mitbringt und sich dann das Spielen darauf beibringt und in seine Aufnahmen einbaut bzw. dafür komponiert, z.B. eine Dilruba (sitar-ähnlich), eine Kortholt (deutsches Renaissancerohrblattinstrument), Ki un Ki(ein zwei Meter langes Rohr, der Ton wird durch inhalieren und den Druck der Lippen erzeugt, ist auf dem cover abgebildet), Suling(Balinesiche Rohrblattflöte), Sho(japanisches Mundinstrument mit 17 Röhren, das vor dem Spielen erhitzt werden muss)

Das ist schon alles sehr spannend und interessant, braucht aber den richtigen Moment um es auch genießen zu können. Sicher nicht jedermans Ding, einen Versuch aber eventuell wert….

--

Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!