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Gianluigi Trovesi / Umberto Petrin / Fulvio Maras – Vaghissimo Ritratto | Dieses und das folgende Trovesi-Album („Profumo di Violetta“) sind neu für mich – und was ich hier höre, verzaubert mich gerade ordentlich. Das musikantische ist zwar dabei, aber lässt sich eher in der Auswahl des Materials aufspüren als an der Oberfläche. Diese ist von Trovesis Altklarinette geprägt (er fand im Studio in Udine, die klinge dort einfach am schönsten, und liess die anderen mitgebrachten Instrumente in ihren Koffern), dazu kommt das Klavier von Umberto Petrin, zu dessen Heiligen neben Tristano und Monk auch Scriabin, Richard Strauss und Jacques Brel gehören. Trovesi adelt hier Luigi Tenco, der sich 1967 das Leben nahm, als er in Sanremo nicht in die nächste Runde kam. Der rebellische Balladensänger, der mit Anarchisten befreundet war und als Klarinettist in einer Trad-Jazz-Band angefangen hatte, bevor er mit den „Diavoli del Rock“ Altsax spielte, wird hier mit „Angela“ neben Claudio Monteverdi, Josquin Depsrez, Orlando di Lasso und Luca Marenzio gestellt. Natürlich war das Trovesis Idee – und Petrin konterte mit „Amsterdam“ von Jacques Brel. Zudem sind mehrere Stücke dem bergamasker Komponisten und Cellisten Alfredo Piatti (1822-1901) gewidmet, ein paar auch von ihm komponiert. Die Grenzen zwischen freier Improvisation und sehr freien Umkreisungen um das genannte Material sowie Originalbeiträge des Trios, sind aber von Anfang an nicht klar. Dass Percussionist Fulvio Maras auch Elektronik beiträgt, fügt dem ganzen noch eine Ebene mehr hinzu: ein AKAI Sampler, Roland Handsonic Percussion-Pads (ich glaub, die nutzt Jack DeJohnette auch?) und ein Mac-Computer kommen zum Einsatz – manchmal mit gespenstischer Wirkung. Und Erik Satie – einer weiterer Hausheiliger von Petrin – grinst sich wohl öfter einen ab hinter dem Vorhang. Das klingt jetzt alles sehr bunt, dabei wirkt das Album auf mich so geschlossen und in sich ruhend wie praktisch nichts, was ich von Trovesi kenne. Einen Bruch gibt es nach Tenco mit einer Grille über „Il grillo“, einem Liedchen über den Heugümper (aka Grashüpfer), das aber immerhin von Josquin stammt. Finde ich gerade wirklich gut, dieses Album – und freue mich entsprechend sehr, dass ich’s für die Umfrage angeschafft habe!
….es ging also sage und schreibe 14 Jahre an dir vorbei, hatte deine Haltung gegenüber Trovesi auf ECM und das Beharren auf seinen alten Aufnahmen außerhalb des ECM-Kosmos ja eh nicht verstanden! Was lange währt wird endlich gut…..hat bei mir wie alle anderen auf ECM das ****1/2-Massenproblem, also no chance in die 111er….
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Hat Zappa und Bob Marley noch live erlebt!