Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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soulpope
"Ever Since The World Ended, I Don`t Get Out As Much"

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vorgarten

soulpope

vorgarten alec wilder schreibt, dass der geschmacklich richtung europa ausgerichtete und aus begütertem elternhaus stammende jerome kern erst anfing, auf die sounds der amerikanischen straße zu hören, als der publikumsgeschmack sich dahin orientierte. fitzgerald bietet zurückhaltende, fast schwebende versionen an, lässt sowas pittoreskes wie „ol‘ man river“ aus und landet bei einer eleganten version von „yesterdays“ im latin-rhythmus, die nachtclub und salon verbindet.

Jerome Kern hatte ja wahrlich keine Nähe zum Jazz …. was aber seinem Liedgut jetzt mal nicht alle Edelsteine aus der Krone nimmt …. dieses Songbook ist eines der letzten (das letzte) und hat für mich den Nachteil dass Nelson Riddle zum unzähligen Mal auf die idente Erfolgsformel setzt was etwas langweilig wirkt …. desweiteren bin ich bin bekanntlich kein absoluter Fan von Ella Fitzgerald …. aber hier beginnt sich ihre Stimme zu verdunkeln und wird mir näher, doch ausgerechnet mit grüblerischen „Why Was I Born“ ist die Einspielung leider zu Ende …. Why was I born Why am I livin‘ What do I get What am I givin‘ …. Edit : Natürlich ist das Ellington Songbook das Highlight der Serie, aber das Kern Songbook hat schon Tiefen ….

ich kenne witzigerweise nur noch das ellington songbook und komme damit nicht so recht klar, bin aber deshalb auch noch nicht von den arrangements hier gelangweilt. ich finde das ein ausgesprochen schönes album, auf dem fitzgerald das material sehr toll in den griff bekommt, heißt, aus dem handgelenk eine tiefe erzeugt, die vielleicht gar nicht angelegt ist. aber eben ohne highlights, show und glitzer. was du über das verdunkeln sagst, verstehe ich sofort, da geht im letzten song plötzlich nochmal ein neuer film los, den ich woanders fortgesetzt finde… interessant ist die wahl von „you couldn’t be cuter“, das alec wilder ausdrücklich hervorhebt (der urteilt aj nur anhand der noten, nicht anhand der einspielungen) und an das sich überhaupt nur fitzerald im jazzkontext herangewagt hat, und das ist wirklich ein interessantes kleines ding. ich bin sehr angetan.

Nun das Ellington Songbook zehrt für mich vom tollen Material im Kontext mit der famosen Ellington Band …. und Ella strahlt …. kann man so nehmen …. aber das ist 6 Jahre vor dem Kern Songbook und die Welt hat sich weitergedreht …. 2 Jahre danach aka 1965 auf „Ella At Duke’s Place“ bekommt dann auch das Ellington Material gehörige Schatten …. wunderbar ….

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