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Bob Stenson – Goodbye | Das Album wird für mich fortan mit Walter verbunden bleiben. Ich habe es vor einer Woche oder so schon mal gehört, war aber gar nicht in Laune dafür und legte es weg, und seit dem 13. denke ich täglich: „nein, heute passt das nicht“. Heute passt es jetzt, es braucht etwas Geduld, nach dem Sondheim-Nettigkeit zum Auftakt („Send in the Clowns“ – mag’s nicht wirklich3) geht es sehr getragen (gar etwas beschaulich, dünkt mich) weiter, Motian weiss erstmal wenig Akzente zu setzen, dafür spielt Jormin ziemlich befreit auf in seinem „Rowan“ (zweites Stück), mit „Alfonsina“ von Ariel Ramírez geht es ruhig weiter, und erst im vierten Stück, „There Comes a Time“ von Tony Williams (interessante Wahl) schalten die drei mal einen Ganz höher und Motian zeigt, dass er eben nicht nur für Rubato-Gemurmel der perfekte Mann ist. Direkt danach gibt es ein Stück von Vysostsky (wieder eine interessante Wahl – und weil es mir neulich schon auffiel: hier steht bei manchen Tracks tatsächlich „Arr.: Anders Jormin“ dabei – ich glaube es war @soulpope, der vor ein paar Wochen mal schrieb, Jormin hätte all die Klassik-Adaptionen arrangiert? Hier sind es ja eher, nun ja, wie will man Ramírez und Vysotsky unter einen Hut bringen, moderne Volkslieder? … und dann noch ein Stück von Henry Purcell, „Music for a While“, das im Anschluss an Gordon Jenkins‘ Titelstück die zweite Hälfte des Programms öffnet. Dazu gibt es noch sechs Originals (drei von Jormin, der mit vier Stücken und drei Arrangements exakt die Hälfte der Tracks verantwortet, dazu zwei von Motian und eins von Stenson) und zum Ausklang dann nochmal Ornette Coleman („Race Face“). Das ist mal wieder sehr viel Musik, und ich glaube für mich bleibt es eine Spur zuviel. Die Faszination der drei Vorgänger-Alben stellt sich hier für mich einfach nicht ein. Interessant aber: das ist das einzige Album, was ich seit Jahren (ca. seit Erscheinen vermutlich) kenne – es aber auch seit Jahren nicht mehr angehört habe … Motian war natürlich ein Kaufgrund, meine frühere Ambivalenz gegenüber Stenson habe ich ja mehrfach erwähnt, die spielte da natürlich mit rein: Trio ca. 2002 live gehört, was schon recht gut war, aber eben auch ohne die Verzauberung, die ich erst in den letzten Monaten mit den früheren Alben erlebt habe … danach gab’s noch „Smultronstället“ als Stummfilm mit Stenson, aber nur die ersten ca. 60 Minuten davon, dann stand er auf, zuckte mit den Schultern, brummelte was vor sich hin und ging von Dannen (vermutlich reichte die Gage halt nur für eine Stunde oder das [doofe] Festival hat ihm gesagt er dürfe nicht länger oder was weiss ich).
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*) Das hat allerdings eine Geschichte, die für die Schweden hier wohl von Belang war, wie ich gerade lese: das Musical, für das es Anfang der Siebziger geschrieben wurde, basiert auf Ingmar Bergmans Film „Sommarnattens leende“ von 1955)
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba