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Dur-Strecken? Wunderbar! Ich bin allerdings generell eher in Moll, die Tage besonders.
Ich finde das mit den Prozessen ja auch spannend – bei den grossformatigen Solo-Konzerten (und natürlich noch mehr bei den Chicagoern der AACM, die das ja quasi zum Dogma erhoben). Aber bei diesen kleineren Formen ist es halt schon fraglich, ob das so funktioniert, wie Jarrett es beschreibt: dieser Kontinuierliche Aufbau (also ohne Teil 1 gäbe es Teil 2 nicht, ohne diesen Teil 3 nicht etc.). Manches wirkt auf mich dann halt eher so dahingetupft – also werden quasi ganze Segmente zu Durstrecken, es gibt dafür keinen gesamthaften dramaturgischen Bogen – aber innerhalb längerer Segmente gibt es Bögen (und erneut Durstrecken). So höre ich das wenigstens. Ich verstehen halt den Mehrwert nicht bzw. er ist für mich nicht da, im Vergleich mit den grossformatigen Konzerten. Ich fand dann allerdings die vier Auszüge vom zweiten Konzert am Ende sehr stark – und das wirft zwei Fragen auf, deren zweite mir eh dauernd im Kopf rumschwirrt, wenn ich Jarretts so arbiträr gewachsene Diskographie der letzten 30 Jahre anschaue:
1) Ist die Form mit Auszügen besser, weil die Durststrecken einfach rausgekürzt wurden? (Das könnte man jetzt anhand der DVD überprüfen, aber die schaffe ich auf keinen Fall auch noch an.)
2) Ist das erste Konzert einfach keins der allerbesten? Und wenn ich erwähne, dass mir diese Frage im Kopf rumschwirrt, dann bezieht sich das z.B. auch auf die Trio-Konzerte, von denen schwächere erschienen sind (Up for it, The Out-of-Towners), während andere, viel stärkere (My Foolish Heart) erst mit Verspätung nachgereicht wurden … ich stelle mir halt vor, dass es noch hundert weitere in bester Qualität (oder mindestens in veröffentlichungswürdiger, wie die DAT-Aufnahmen auf „A Multitude of Angels“ oder auch „After the Fall“) auch dokumentierte Solo- und Triokonzerte gibt. Ich frag mich halt ein wenig, wie gut dieses letzte Kapitel Jarretts, also besonders die Jahre nach der Zwangspause, diskographisch gesehen am Ende kuratiert sind – weil ich mir halt vorstelle, dass es solche Konzerte wie „My Foolish Heart“ auch anderswo gegeben haben muss, so viel wie Jarrett solo und im Trio unterwegs war. Und nein, das ist in keinerlei Hinsicht ein Vorwurf an ECM/Eicher, der wird ja Jarretts ganze Audio-Bibliothek nicht komplett verfügbar haben oder kennen können.
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