Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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vorgarten
die maneris habe ich immer wieder mal angetestet, aber das ist mir insgesamt zu verkopft und blutleer, da habe ich aufgegeben (obwohl matt ja sogar mit steve coleman aufgenommen hat, also scheuklappen gibt es da nicht…)

Ich habe da natürlich noch den Bonus eines Duo-Konzerts von Mat Maneri mit Randy Peterson, das mit sehr in den Bann zog. War auch keine Musik, die sich mir sofort erschloss, ich fing noch zu hatOLOGY-Zeiten an, aber es war dann vielleicht auch eher „Sustain“ von Mat Maneri (mit Joe McPhee, Craig Taborn, William Parker und Gerald Cleaver, Thirsty Ear, 2002) und die Trio-Aufnahmen von Mat Maneri auf Leo, die mich wieder zu Joe bzw. der gemeinsamen Musik brachten. Die Jazzbezüge sind ja sehr deutlich (und es wird natürlich ganz viel improvisiert), aber die Zwölfton-Geschichte mit der Linie bis nach Wien (über Lehrer/Förderer), Joes eigene Lehrtätigkeit und Zurückgezogenheit usw. … da ist schon mehr drin, klar.

vorgarten
danke auch für deine erläuterungen zum art ensemble auf ecm, ich könnte mir vorstellen, dass das auch was mit der entstehungszeit zu tun hat – so eine wilde, spaßig-wütende fire music hatte ein momentum bis mitte der 70er, aber sowas kann man ja nicht ewig aufrechterhalten, zumal wenn sich an politischen situationen, strukturellen benachteiligungen trotz protesten und bewegungen nachhaltig nichts ändert und die eigene sprache von anderen schon wieder in was koventionelles gedreht wird… so höre ich auch dejohnettes special edition, die sehr offen ist für zeit- und sound-veränderungen, aber es sind dann vielleicht sounds, die man heute nicht unbedingt mag. dass ecm hier „aufräumt“, würde ich nicht unbedingt sagen, eher ernsthaft am ball bleibt, bedingungen für die suche und die neuverortungen schafft. ich fand es sehr berührend, dass in THE THIRD DECADE ein foto vom ecm-mitarbeiter und roadie jo härtling abgebildet ist, der beim autounfall von oregon vor magdeburg bestorben ist (wie auch walcott), als jemand, der an die ideen und konzepte des art ensembles geglaubt habe…

Ich kann das alles nachvollziehen, danke! Und inzwischen kann ich ja die Musik auch ganz anders würdigen als vor 20 Jahren – aber das sind halt einfach keine Gebiete, die bei mir je wirklich zur Lieblingsmusik werden. Auch mit der Special Edition geht es mir ja so, dass ich quasi raus bin im Moment, wenn der letzten Ton verklingt. Sofort ist da wieder ein Abstand, während anders halt auf andere Weise weiter schwingt.

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba