Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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John Surman / Jack DeJohnette – Invisible Nature: Live in Tampere and Berlin | Gut möglich, dass diese CD damals meine erste richtige Begegnung mit Surman war (wohl noch vor „Nordic Quartet“ und „Thimar“ gehört, aber bin mir nicht sicher … richtig Zugang fand ich dann erst über seine frühen Aufnahmen, aber eigentlich läuft das Unterfangen immer noch, ohne Eile. Hier gibt es Musik aus Berlin sowie zum Einstieg den längsten Track, „Mysterium“, und später noch „Ganges Groove“, aus Tampere. Surman schreibt in den Liner Notes, dass bis auf den Closer der CD, „Song for World Forgiveness“ von DeJohnette, alles mehr oder weniger frei improvisiert sei.

Für die Nerds gibt es Infos zu den Synthesizern: „Jack is using a Roland HPD15 Handsonic electronic drum as part of his kit. In simple terms, this allows Jack to recreate the sound of a wide variety of drum and tuned or untuned percussion sounds. The electric drum can be played both with drum sticks or using the fingers – Jack does both from time to time.“ Surman selbst nutzte „one or two normal synthesizer keyboards which I occasionally activate using a piece of equipment which looks rather like an inter-galactic clarinet, but which simply allows me to play the synth as if it were a wind instrument. The device is called a MIDI wind controller.“

Im Opener gestaltet DeJohnette zum Beispiel eine Bassline aus (tuned) Percussion-Sounds, die dann geloopt wird, und Surman spielt ein paar Hintergrund-Akkorde (wie er das denn mit „as if it were a wind instrument“ tut, würde mich jetzt schon wundernehmen, da kann man ja keine Akkorde spielen bzw. allenfalls mit Multiphonics und Obertönen, aber das wird so ein MIDI-Ding ja gerade nicht können?).

Ben Surman – der Sohn, nehme ich an … falls es der auf dem Foto unten ist, scheint er Surman ja schon ordentlich ähnlich zu sehen – habe zudem geholfen, die Synthesizer zum Klingen zu bringen und hie und da mal einen Fade oder Effekte beigesteuert, wenn die anderen beiden die Hände schon voll hatten. Das hat etwas sehr Verspieltes, aber wirkt deswegen nie unernst oder leichtgewichtig, im Gegenteil. Bei mir entwickelt die CD einen ähnlichen – wenngleich weniger starken – Sog wie DeJohnettes „Oneness“. Faszinierende Musik jedenfalls, aber bestimmt kein Lieblingsalbum.

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