Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Das mit „Dream of the Elders“ kann ich sehr gut nachvollziehen so @atom – der Sound des Albums ist tatsächlich von einer besonderen Schönheit (was bei ECM ja was heisst!) und dass er auf der Suche nach dem so reinen (und doch verschatteten) Hutcherson-Sound ist, leuchtet mir sofort ein!

Was Jarrett angeht, „After the Fall“ ist doch auch nochmal so eine Eigenproduktion? Wegen Tokyo und ob’s rausgekommen wäre, schwer zu sagen. „Norway“ kam vor der Pause heraus, oder? Ist vermutlich schon nochmal etwas besser als Tokyo, aber ich mag letzteres halt schon ganz gerne. Das Intro zu „I’ll Remember April“, die beiden Bebop-Tunes … überhaupt kein Bestenlistenmaterial, aber ein Album, das bei mir immer Hausrecht geniessen wird. Es ist einfach anders als ein paar der etwas besseren aber auch nicht Lieblingsablen – „The Cure“, „Bye Bye Blackbyrd“, „Standards Live“ – sehr vertraut.

Mit „Multitude“ habe ich gestern Abend noch angefangen:

Keith Jarrett ‎– A Multitude of Angels | Gestern lief daraus das erste Konzert, im Opernhaus von Pavarotti in Modena. Jetzt läuft Ferrara – letzteres wohl meine Lieblingsstadt, wenn ich denn eine wählen müsste … nach Modena wollte im Frühling 2020 zum zweiten Mal (inkl. Opernbesuch), aber es kam anders … das Konzert in Modena hörte ich ganz ähnlich wie „La Scala“: den 35minütigen ersten Teil fand ich enorm faszinierend, danach flachte es für meine Ohren ein wenig ab.

Bei Ferrara (da ist das Theater nach seinem Tod nach Claudio Abbado benannt worden, der jede Saison eine Oper aufführt, war ich auch noch nie drin) habe ich mehr mühe, reinzukommen.

Was die Art der Aufnahmen angeht: ich halte das nicht für einen essentiellen Unterschied, denn gerade diese vier Solokonzerte zeigen halt, dass es in guten Räumen auch mit einfachen Mitteln (sooo einfach waren die nicht) möglich ist, hervorragende Aufnahmen herzustellen. Close-Miking ist (grad bei Klassikaufnahmen auf alten Instrumenten) oft genug eher hinderlich, weil ein Hyperrealismus suggeriert wird, den es effektiv beim Hören in einem Raum gar nie geben kann – das kann sehr artifiziell wirken. Wohingegen die Aufnahmen auf „Angels“ sehr natürlich klingen (ich erwähne das, weil Jarrett es in den Liner Notes anspricht, er beschreibt – nicht völlig verständlich/eindeutig – wie er seine zwei Mikrophone positioniert hat, und aufgrund dessen, was er schreibt, hat er auch Probeaufnahmen beim Soundcheck gemacht, damit das Ergebnis möglichst gut hinkommt … scheint jedenfalls wenig zufälliges an diesen Aufnahmen zu sein, auch wenn sie wohl nicht zur Veröffentlichung gedacht waren).

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