Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Joe Maneri / Joe Morris / Mat Maneri – Three Men Walking | Ich springe rasch ein paar Nummern nach vorn, weil Joe Morris heute Geburtstag hat (*1955). Ein Ersthörgang, die Maneri-ECMs habe ich teils schon länger, teils ein paar Monate vor wir die Umfrage diskutierten mal nachgekauft und noch nicht angehört … das hier ist ein Ersthörgang – und passt eigentlich ganz gut zur Musik von Georg Friedrich Haas, die ich am Freitag im Konzert gehört habe: die war auch mikrotonal. Vater Maneri (seine Hat-Alben kenne ich viel länger und besser) ist jedenfalls eine einmalige Figur in der Musikgeschichte. Mirkotonaler Kammerjazz, der beim Jazzfest Berlin zu hören war, und im Anschluss in Winterthur in den Hard Studios für ECM aufgenommen wurde. Morris spielt elektrische Gitarre, Man Maneri elektrische sechsaitige Geige, Joe Maneri Klarinette, Alt- und Tenorsax (letzteres, mit tollem Ton, ist sein Hauptinstrument – kann man schon so sagen, glaub ich? – und ganz am Schluss auch noch Klavier). Es gibt Originals von Joe (inkl. als Closer eine Widmung an Josef Schmid, den mit Hilfe Schönbergs in die USA geflohenen Berg-Schüler, der zum Förderer Maneris wurde – das ist das Klavierstück am Ende) und Mat, diverse allen drei zugeschriebenen (vermutlich improvisierte) Stücke, udn an zweiter Stelle mit fast 10 Minuten das längste Stück, eine überraschende Version von „What’s New“ (was ja eigentlich ein Jazz-Tune ist, kein Standard – Johnny Burke hat halt Lyrics dazu geschrieben).

Was mir auch erst mit dem halbwegs chronologischen Hören bewusst wird – davor immer etwas arbiträr vorkam: ECM hatte durchaus einen Plan, wann Liner Notes geschrieben wurden. Zum Beispiel hier, wo diese neue und so eigenwillige Musik erstmals beim Label vorgestellt wird. Und oft, wenn jemand erstmals beim Label auftaucht (aber nicht immer, Anouar Brahem z.B. kriegte keine). Alben wie die drei von Hal Russell, die durchaus als „erklärungsbedürftig“ wahrgenommen werden können, oder das eine des Italian Instabile Orchestra, kriegen auch Liner Notes. Aber Gateway oder Dave Holland natürlich nicht – die bewegen sich ja auf bekanntem Territorium. Anderswo („Making Music“ von Zakir Hussain fällt mir als Paradebeispiel ein) wird die Musik statt mit Worten quasi mit Fotos erläutert (die Musiker mit ihren verschiedenen Instrumenten, die Instrumente für sich, Gruppenbilder, Atmosphäre im Studio).

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