Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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clasjaz

gypsy-tail-windInteressant, dass Du „Dark Intervals“ erwähnst @clasjaz – für mich ja eine ganz neue Entdeckung und @atom und ich mutmassten neulich drüber, ob das eigentlich „Free Flow“-Stücke seien (wie bei den berühmten Konzerten, von denen Du ja ein paar erwähnst, oder wie bei den kleineren Formen von „Radiance“) oder eher Stücke, die irgendwie konzipiert sind (notiert müssen sie deswegen ja nicht sein, ich stelle es mir mehr vor wie: „ich nehme diese/s Riff/Arpeggio/Idee und spiele sie in allen Varianten durch“). Was meinst Du dazu

Nu ja, die alte Geschichte von Meinen, Glauben, Wissen. Ich glaube, dass die kleineren Formen genauso streng durchgespielt sind wie eine Bachfuge. Die längeren Sachen – pardon: sind einfach nur länger, aber auf andere Weise streng. Jetzt bin ich blöd: Jarretts Konzeptionslosigkeit ist konzipiert. – Und gewiss spielt er Arpeggios sive Ideen, seitdem er Keith Jarrett geworden ist: durch. Das glaube ich schon. Aber was soll man schon machen, wenn das Leben etwas albern ist? Und fürchterlich. – Ich habe da wirklich keine Ahnung, wollte nur antworten.

:-)

Bei den grossen Formen geht er ja immer wieder neue Wege, er entwickelt irgendwie was bzw. hangelt sich zum nächsten Motiv weiter, das er aus etwas gerade gespieltem herauszieht und dann fortspinnt … das tut er auf „Dark Intervals“ ja nicht, ich glaube, so viel kann man schon sagen? Und wenn er in Köln oder Wien oder sonstwo an den Flügel sass, hatte er halt keinen Plan, was er konkret machen würde. Aber klar, er verfügt über Werkzeug und das prägt ja auch die Gestalt, die das Werk annehmen wird, insofern ist es immer Jarrett-Musik oder eben vielleicht eine konzipierte Konzeptionslosigkeit – aber letztere vermute ich bei „Dark Intervals“ halt nicht, das hört sich für mich eher nach klaren konzeptionellen Ideen an, die dann exempelhaft durchgearbeitet werden.

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