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vorgarten
gypsy-tail-wind Aber die beiden (bzw. drei) ersten zünden bei mir trotzdem nicht so ganz wie andere, spätere, glaub ich
ah, interessant. kann ich schon nachvollziehen, weil es ja auch immer wieder toll zu hören ist, wie sie in bestimmten momenten ganze konzertsäle mitreißen. ich muss das eh alles nochmal hören. aber ich würde jetzt schon für mich sagen, dass sie nie wieder eine so perfekt versunkene interpretation von „never let me go“ gespielt haben wie auf VOL. 2. ich höre da irgendwie den new yorker winter raus, so ein kleines hölzernes studio inmitten des wahnsinns, keine abendgesellschaften in der kölner philharmonie oder luzerner konzerthalle. aber das sind halt so bilder…
Ja, auf den Alben gibt es ganz grosse Momente – „Never Let Me Go“ hatte ich ja auch herausgehoben, glaube ich?
Ich müsste das alles natürlich auch ausgiebiger hören können, als es im aktuellen Rahmen halt gerade möglich ist … was die Atmosphären in der Konzerthalle angeht, habe ich ja inzwischen bei Klassik-Konzerten die Erfahrung gemacht, dass die am selben Ort je nach Auftretenden/Veranstaltenden enorm unterschiedlich sein können … das wird auch bei Jarrett kaum über einen Kamm geschert werden können, denke ich, und hat ja bei der Konzeption – noch mehr bei Solo-Konzerten – wohl auch einen Rückkopplungseffekt auf das Musizieren. Das ist ja Teil des Faszinosums von Rezitalen oder Kammermusikkonzerten, aber durchaus auch der Oper, wenn se denn gelingt: vor hunderten oder gar ein paar tausenden Menschen die grösste (oder: kleinste, engste, innigste) Intimität herzustellen. Das ist wohl im ganzen Konzertbetrieb inzwischen für mich fast der faszinierendste Aspekt überhaupt geworden – er ist bei Jazzkonzerten aber recht selten, dünkt mich – beisst sich halt zu oft schon mit dem Auftreten, das ja oft auch nicht völlig im Widerspruch mit dem Dargebotenen steht. Coolness, Hipness, Badness, was auch immer … das schliesst sich ja überhaupt nicht mit Intimität aus, aber die Leute, bei denen das halt richtig gut klappt, sind schon recht selten, nicht? Vielleicht war das auch ein Teil der Faszination der Braxton-Standards-Konzerte mit Alexander Hawkins – da fiel der ganze „Überbau“, das ganze Drumherum, einfach weg, und es blieb nur die Musik. Braxton ist ja je nach Band/Konzept einer, der heftig Hindernisse um den Kern herum türmt – das zu durchsteigen kann ja auch faszinierend sein, aber die tiefe … nun ja: Befriedigung … die durch die erwähnte Intimität erzeugt werden kann, finde ich da halt nicht.
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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #164: Neuheiten aus dem Archiv, 10.6., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba