Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › Umfrage: Die 20 besten Songs von Bruce Springsteen › Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Songs von Bruce Springsteen
mr-badlandsfriedrich: Ja, ich konnte auch kaum glauben, dass der gesamte Artikel auf der Seite des “Rotary Clubs” von Asbury Park zu finden ist. Ich habe das gestern gefunden und zuerst das fantastische Foto gesehen. Hintergrund war, dass ich ein Foto der “Kingsley Street” in Asbury Park posten wollte, am besten ein nächtliches Foto, dass Bezug zu Springsteen hat. Ich konnte es kaum glauben, als ich den Artikel las. Auch die Art und Weise, wie der Artikel geschrieben ist. Ich fand genau das, wonach ich suchte. Das Auto als Metapher. Oh ja, ein großes amerikanisches Thema und Teil der amerikanischen DNA wie stormy-monday auch schrieb. Ich werde in Kürze noch etwas dazu schreiben. Doch für jetzt, erstmal aus kalifornischer Betrachtung. Zum einen steht das Auto in Amerika für Freiheit. Und die “Hemi-powered drones, scream down the Boulevard” sind manchmal ohrenbetäubend. Diese 5 – 7 Liter HEMI Motoren sind unfassbar laut. Den eine Meile entfernten Highway kann man oft nachts ab und an hören, wenn die nächtliche Raserei und das “screaming” wieder losgeht. Wobei es tagsüber auch kaum besser ist 😉. Der folgende Text ist aus: Celeste Freemon “Freeways”. Mit dem Auto ist natürlich auch der Name “Freeway” verbunden und in diesem Fall ist der Name Programm. “Freeways” gab es allerdings zuerst an der West Coast. In den 50er und 60er Jahren galten diese Freeways als “modernes Wunder”. Ein Yale Professor für Architektur meinte einmal in den 60er Jahren, wenn man einen revolutionären Coup in L.A. landen wolle, müsse man nicht die City Hall besetzen, sondern die Freeways. Das Herz von L.A. ist das ca. 560 Meilen lange Betonnetz. Manhattan hat die Skyline, Venedig Kanäle. Der erste Freeway war der 6.5 Meilen lange Arroyo Seco Freeway (später Pasadena Freeway) von 1939. Und das Gefühl der Freiheit konnte man viele Jahrzehnte fast ungetrübt erleben. Bis es in den 1980er Jahren einen explosionsartigen Bevölkerungszuwachs kam, der die Freewyas nicht mehr ganz so “frei” machte. Noch in den 70er Jahren hatte die Schriftstellerin Joan Didion geschrieben, die “Freeway driving experience” sei “the only secular communion Los Angeles has”. Doch selbst damit war es bald vorbei und Kalifornier begannen ihre Freeways buchstäblich zu hassen. Wenn man mal in der Rush Hour in L.A. steckt, weiß man warum 😉. Wenn man in anderen Metropoleregionen “overcrowding” als zwar nicht erfreulich, doch als unumkehrbar ansieht und man sich damit abgefunden hat, sehen es die Los Angelinos als einen persönlichen und ungeheuerlichen Angriff auf die Freiheit. Die “Freeways” wurden zum Feind erklärt, was auch heute noch aktuell ist. Einige sprechen sogar von einer kollektiven Psychose, in die man hineingezwungen wird. Nur wenige Menschen heute erkennen auch die Vorzüge eines “Freeways“. Nämlich, dass man im Auto seinen Frust heraus schreien kann, ohne dass die Polizei kommt. Oder, dass man weniger Entscheidungen treffen muss, sobald man die Auffahrt aufgefahren ist. Nicht zu vergessen, die Tatsache, dass der “Freeway” eine der letzten demokratischen öffentlichen Räume in L.A. ist. Es gibt kein “preferred seating”, “membership for privileges”. Oder anders ausgedrückt: Die neue S-Klasse und der mit Haftgrund überpinselte 1988er Crown Victoria müssen in der exakt gleichen Geschwindigkeit fahren. 😉
Sehr schöner Text, @mr-badlands! Auch dafür vielen Dank! Und auch die Fotos sind super! Bin gespannt auf weiteres.
Mir fallen spontan zwei us-amerikanische Filme ein, in denen Autos oder Motorräder – und auch Musik! – eine tragende Rolle spielen und für Freiheit und Unabhängigkeit stehen, für Selbstbewusstsein und Stolz. Und natürlich auch für das Unterwegssein,, die Suche und die Ungewissheit. Ach, was sage ich da? Sie spielen größtenteils in Autos oder auf Motorrädern!
--
„Etwas ist da, was jenseits der Bedeutung der Worte, ihrer Form und selbst des Stils der Ausführung liegt: etwas, was direkt der Körper des Sängers ist, und mit ein- und derselben Bewegung aus der Tiefe der Stimmhöhlen, der Muskeln, der Schleimhäute, der Knorpel einem zu Ohren kommt, als wenn ein und dieselbe Haut das innere Fleisch des Ausführenden und die Musik, die er singt, überspannen würde.“ (Roland Barthes: Die Rauheit der Stimme)