Antwort auf: Cover mit Händen

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herr-rossi
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Hier wird ja leider nur wenig über die Cover gesprochen, von daher finde ich Euren Dissens interessant @ cloudy @ soulpope. Meine fünf Cent: Nacktheit war auch nach meinem Eindruck ein großes Leitmotiv in der Coverart der Siebziger Jahre, und nicht nur dort. Der nackte Körper, in der „hohen“ Kunst von jeher Thema, wurde damals auch in der populären Kunst „salonfähig“, seinerzeit auch verbunden mit dem Gedanken der sexuellen Befreiung. Manches aus dieser Epoche erscheint uns heute sehr problematisch, beispielsweise die sexualisierte Darstellung von Teenagern (und deren „Entjungferung“ durch erwachsene Männer, gelegentlich auch in der Rollenverkehrung ältere Frau/unerfahrener Junge). Die Bilder bedienten auch gerne mal rassistische und sexistische Stereotype, das ist wohl wahr. Das Cover von „Musical Massage“ finde ich in der Hinsicht aber nicht so eindeutig lesbar. Dass ein schwarzes Modell gezeigt wird, halte ich im Kontext Tamla-Motown/Soul für naheliegend und verständlich. Der Albumtitel setzt einen Deutungsrahmen. Eine Massage ist etwas, was den Gebenden anstrengt, den Empfangenden aber entspannt – es ist eine dienende Tätigkeit. Der Mann dient im dargestellten Moment der Frau. Dass ihre Haltung für eine Massage eher untypisch ist, gibt dem Ganzen eine interessante Spannung. Die Haltung könnte devot sein, das stimmt. Aber der Blick der Frau lässt nicht darauf schließen. Diese Frau wirkt nicht, als ließe sie etwas geschehen, weil sie muss oder es für ihre Pflicht hält. Ich finde das Cover auch gestalterisch sehr gelungen und ansprechend, ein Hingucker. (Beispielsweise auch die sinnlich arrangierten Körper in einem nüchtern gekachelten und ausgeleuchteten Raum, das sieht man nicht so oft.)

Zum Vergleich mal ein ungefähr gleich altes Cover, das jedem vertraut ist, der in den Siebzigern aufgewachsen ist. Da könnte und müsste man etwas länger darüber nachdenken, ob es sexistische bzw. rassistische Stereotype voll bedient oder sie auf interessante Weise bricht. Und Hände spielen auf dem Cover jedenfalls auch eine wichtige Rolle.:)

Boney M. ‎– Love For Sale

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