Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › Die besten Tracks › Umfrage: Die 20 besten Tracks von Marillion › Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Marillion
Anonym
Registriert seit: 01.01.1970
Beiträge: 0
alberto
mr-badlands
Bzgl. “Vigil In A Wilderness OF Mirrors”: Das Album war ein Zugeständnis an EMI, die alte Plattenfirma aus Marillion Zeiten, mit denen Fish damals auch gerichtlich im Clinch lag. Er fühlte sich als Opfer der Verkaufspolitik von EMI und musste sich deren Vorstellungen unterordnen. Die Nähe zu den alten Marillion der 80er Jahre kam nur dadurch zustande. Erst als beide Parteien die gerichtlichen Streitigkeiten beilegen konnten, hoffte Fish auf mehr künstlerische Freiheiten bei einer neuen Plattenfirma. Doch selbst der Nachfolger “Internal Exile” (der Titel spricht Bänder) stand unter einem gewissen Erfolgsdruck, an die Verkaufszahlen seines Debuts anknüpfen zu müssen. Wobei “Vigil…” hinter “Season’s End” zurück blieb. “Internal Exile” war das erste Polydor Album und war eine bunte Mischung aus eingängigem Rock, schottisch angehauchten Sachen “Internal Exile” und dem sehr guten “Shadowplay”. Als das Album floppte, wollte Fish aus dem Vertrag raus, musste aber noch ein Album aufnehmen, um nicht wieder in finanziell desaströsen Gerichtsverfahren zu landen. Und nehm er gezwungenermaßen das Cover Album “Songs from the mirror” auf. “Suits” war für Fish kein künstlerischer Fehlgriff, sondern laut Fish die erste Platte, bei der er die volle künstlerische Kontrolle hatte, das er auch seine eigene Plattenfirma gründete. Deshalb ist Deine These, dass Marillion unter Fish ihren Sound in die 90er Jahre hätten herüber retten können, nicht richtig.
Warum lässt die EMI dann aber bei Marillion nach Fishs Weggang so einen Wandel zu? „Suits“ wurde von den Fish-Fans nicht gemocht, deswegen hat er mit „Sunsets On Empire“ ein unbeeinflusstes Meisterwerk geschaffen, das mit Marillion mehr Aufmerksamkeit bekommen hätte.
EMI wollte an die Erfolge aus den 80er Jahren anknüpfen. Und niemand wusste, was sich verkaufen würde und was nicht. Es gab Anfang der 90er Jahre unzählige neue Bands, die wie Pilze aus dem Boden schossen. Für sein erstes Solo Album stellte man ihm eine Reihe Musiker an die Seite, welche ihm Songs schreiben sollten, die Richtung Marillion gehen sollten, z.B. Mickey Simmonds, der schon für Camel oder Mike Oldfield arbeitete oder den Metal Gitarristen Janick Gers, der später ein Mitglied von Iron Maiden wurde und der “View from the Hill” massgeblich schrieb.
Marillion hatten ja die Demos aus den letzten Sessions mit Fish und daraus wurde dann “Season’s End” mit dem neuen Sänger Steve Hogarth. EMI kam die Anknüpfung an den Sound der Fish Ära sehr gelegen. Das Album wurde ein Erfolg und erreichte in England Gold Status (Platz 7 in den Album Charts). Als die Band das sehr eingängige und Radio taugliche “Holidays in Eden” Album einspielte, war das der Plattenfirma nur Recht und stimmte der Mainstream-lästigen Ausrichtung zu.
Auf “Holidays in Eden” wurden auch zwei Songs von Hogarth’s ehemaliger Band neu eingespielt bzw. ein Song war noch nicht auf Platte veröffentlicht worden (“Dry Land” und “Cover my Eyes”). Allerdings war man von Seiten der EMI mit den Verkaufszahlen der Platte nicht zufrieden (trotz Platz 7 der UK Charts). Deshalb gab man der Band eine letzte Chance, finanzierte die relativ teuren Aufnahmen zur nächsten Platte und wollte an die Erfolge von “Clutching at Straws” etc. anknüpfen.
Marillion nutzten den Vertrauensbonus der Plattenfirma und wollten in dem abgeschiedenen Château de Marouatte eine Platte aufnehmen, ganz nach ihren Vorstellungen. Die Aufnahmen dauerten von November 1992 bis August 1993 und kosteten EMI viel Geld.
“Brave” gilt ja bis heute als eines der besten Marillion Alben, doch es blieb weit hinter den Erfolgserwartungen zurück und konnte die hohen Produktionskosten nicht einspielen. Trotz einer Top 10 Platzierung war es für EMI zu wenig und somit lies man die Band fallen. Das heisst, man musste noch ein Album für das Label aufnehmen. Das Budget dafür wurde gekürzt, d.h. es fand kaum Promotion statt und im Grunde interessierte es von EMI niemand mehr. “Afraid of Sunlight” gilt unter Fans auch als sehr gutes Album, was allerdings in den Charts nur eine Randerscheinung war. Immerhin erreichte man Platz 16 in den UK Charts, rutschte dann aber schnell ab.
Fish war ja, selbst zu Marillion Zeiten, nie der große Songwriter, er war immer auf die Songs anderer angewiesen. Einige glauben ja immer noch, dass Fish die Band in den 80er Jahren musikalisch geprägt hat, doch das ist nicht der Fall gewesen. Wenn er hochklassige Musiker um sich hatte, wie z.B. Marillion, konnte er seine Stärken ausspielen. Seine Solo Karriere spricht ja Bände.
”Suits” war das erste Fish Album, in dem er sein neues Studio in Haddington nutzen konnte und unter seiner Plattenfirma veröffentlichen konnte. Hier zeigte sich, wie wichtig die Qualität der Songwriter für Fish sind. Ich mag das Album zwar recht gerne, doch es enthält auch viel Mittelmaß. Um Geld zu verdienen, nahm Fish danach “Yin/Yang” auf, zwei Alben auf denen er alte Marillion Klassiker und Fish Songs neu einspielte.
Für “Sunsets on Empire” holte er sich Steven Wilson an Bord. In die Aufnahmen und auch in die Tour investierte Fish viel Geld. Steven Wilson (zusammen mit Robin Boult und Foss Patterson) konnte Fish auch teilweise sehr gute Songs schreiben und das Album gilt auch als eines der besten Fish Solo Werke. Tim Bowness von No-Man wird als Co Autor beim Abschlusstrack gewürdigt. Doch mit Marillion hatte es nichts gemeinsam. Wie Marillion mit Steven Wilson klingt, kann man ja teilweise auf dem Album ‘marillion.com” hören. Wie auch immer Fish machte mit dem Album und der Tour enorme Verluste, die ihn finanziell fast ruiniert hätten.
--