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Mai, Juli und November 1957: Balladen und Overkill
Jimmy Smith Plays Pretty Just for You | Im Mai ging Smith mit seinem Trio (Eddie McFadden, Donald Bailey) bereits wieder ins Studio, dieses Mal bei Van Gelder in Hackensack, NJ (je nach Quelle waren es auch wieder die Manhattan Towers Studios). Es entstand ein Balladen-Album, das nach der ziemlich intensiven Musik der bisherigen zehn (!) Alben einen recht schönen Kontrapunkt bietet (die Alben, inklusive diesem hier, waren gemäss Discogs auch alle schon 1956/57 auf dem Markt). Smith pflegt sanfte Sounds, manchmal wieder von der nostalgischen, dick aufgetragenen Sorte, aber auch dann bleibt sein Spiel lebendig und facettenreich. McFadden darf hie und da seine Gitarre singen lassen, Bailey ist – wir haben es schon im Februar gehört – auch mit Besen ein ansprechender und kreativer Drummer. Für sich genommen echt kein Highlight, aber wo ich gerade mitten in Smiths Musik stecke ein schöner Ruhepunkt dazwischen.
Acht Stücke finden sich auf dem Album, von „Autumn in New York“ über „The Very Thought of You“ (von Ray Noble, dem auch „Cherokee“ zu verdanken ist) und „I Can’t Get Started“ hin zu „Jitterbug Waltz“ von Fats Waller, natürlich ein Referenzpunkt für Smith, auch wenn sein Stil ganz anders ist. Ein neuntes Stück entstand bei der Session, und es erschien viel später auf dem Album „Cherokee“ (TOCJ 1612, eine japanische CD von 1996). Eine Smith-Lücke, von der ich noch gar nichts wusste, und es kommt noch besser: es gibt nämlich gleich noch zwei, „Lonesome Road“ (TOCJ 1615, auch CD, Japan, 1996) und „Jimmy Smith Trio + LD“, das schon 1985 als LP (BNJ 61013) und 1996 erneut als TOCJ 1610 als CD ebenfalls nur in Japan erschien.
Der Rest von „Cherokee“ wurde am 3. Juli mit dem Trio aufgenommen, am 4. Juli stiess Lou Donaldson zum Trio. Und „Lonesome Road“ entstand dann am 20. November 1957 wieder mit dem Trio, fünf Tage nach den phänomenalen Live-Aufnahmen aus dem Smalls‘ Paradise („Groovin‘ at Smalls‘ Paradise“ Vols. 1 & 2). Die drei Studio-Sessions sind fast reine Standards-Programme, zwischen die das eine oder andere nostalgische nugget eingestreut wurde (auf „Lonesome Road“ gibt es „Margie“, „Blue Lou“ und „Danny Boy“. Auf dem Album mit Donaldson gibt es Goodmans „Soft Winds“, „Round Midnight“ und zwei Smith-Originals. Teils tauch auch Material auf, das bereits im Februar oder live im Smalls‘ aufgenommen wurde: „Laura“, „Cherokee“, „Somebody Loves Me“, „On the Sunny Side of the Street“ und „What Is This Thing Called Love“ von „Cherokee“ wurden alle anderswo tatsächlich – in anderen Aufnahmen – veröffentlicht). Trotzdem irgendwie ein Schock, dass es da drei Smith-Alben gibt, die alle seit 1996 nicht mehr erschienen sind, und von denen ich noch nicht mal wusste („Plays Pretty“ kriegte ich auch erst mit, als es 2019 in Japan wieder aufgelegt wurde – Smith-Komplettist war damals, als ich drei Viertel meiner Blue Note-Bestände kaufte, kein erklärtes Zeil, das ergab sich eher so, seine Diskographie richtig studiert habe ich auch nie).
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