Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Marillion

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alberto

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mr-badlandsMöchte hier noch kurz einhaken. Man liest ja des Öfteren, dass Marillion nach dem Abgang von Fish nicht mehr “diesen Sound” hatten. Hierzu kann man sagen, dass, selbst wenn Fish geblieben wäre, Marillion ihren Sound verändert hätten. Soviel ist sicher. Denn es war ja Fish in Person, dem die Demos, sprich die Musik, die die Band spielte, (aus denen “Season’s End” werden sollte) nicht gefielen. Das ist auch durch Interviews von den Bandmitgliedern gut dokumentiert. Fish verlor sich im Alkohol, träumte von einer großen Rockstar Karriere, stellte Forderungen nach mehr Geld und Macht innerhalb der Band, was abgelehnt wurde und so gab es einen unschönen Abgang, der viele Anwälte beschäftigte und viel Geld kostete. Zum anderen konnte man in den 90er Jahren Sachen wie “Misplaced Childhood” oder “Clutching at Straws”, speziell was den Sound anbelangt, einfach nicht mehr veröffentlichen. “Season’s End” ist eine Art Übergangsalbum, bei welchem noch Demos aus den letzten Sessions mit Fish verwendet wurden. Wobei Fish auf die Musik keinen Einfluss nahm. Seine ersten Textversuche zu den neuen Songs damals waren auch nicht sehr vielversprechend (siehe “Tic, Tac, Toe” oder “Beaujolais Day”). Es ist ja zu beobachten, dass viele Bands der 80er Jahre, Anfang der 90er noch ihren altbekannten Sound herüber retteten, doch sich anschließend musikalisch veränderten. Da sich Fish auch noch durch seinen expressiven Gesangsstil, verbunden mit Zigaretten, Alkohol & Co., seine Stimme ruinierte, hätte ein Weitermachen mit Fish unter keinem guten Stern gestanden. Somit war Hogarth das beste, was der Band passieren konnte. Ein bodenständiger, sehr guter Sänger, der die anspruchsvollen Gesangspassagen durch alle Phasen der Band noch bis heute problemlos live singen kann. Der Erfolg von Marillion mit Fish war ein klares “80er Jahre” Phänomen, was schon durch den Veränderung der Rockmusik ein Ende gefunden hätte. Deshalb finde ich sehr einseitig, wenn man die Band auf diese relativ kurze Zeitspanne reduziert. Es ist ja oft der gleiche Vorwurf, entweder akzeptiert man eine Veränderung des Sounds/Musik einer Band nicht und möchte den “alten Sound”, oder es kommt der Vorwurf “immer das gleiche, es könnte mal was anderes kommen” 😉. Die Tatsache, dass die Band “Marillion mit Fish” bei vielen immer noch Kultstatus besitzt, kann ich jedoch auch nachvollziehen. Ich denke, Marillion selbst können über solche Diskussionen nur lächeln. Der Erfolg (und die Musik) gibt ihnen sicherlich recht, auch wenn sie vielleicht nicht mehr alle “80er Fans” erreichen. Dafür haben sie viele Neue dazu gewonnen.

Wenn Fish geblieben wäre, hätten sich natürlich die anderen Mitglieder seinen Soundvorstellungen unterordnen müssen. Wie Fish Marillion hatte fortführen wollen, kann man am überragenden ersten Solo-Album „Vigil In A Wilderness Of Mirrors“ und am immer noch großartigen Nachfolger „Internal Exile“ sehen. Danach hatte er mit „Suits“ einen Fehlgriff, um dann mit dem (von Steven Wilson produzierten) künstlerisch wertvollen, aber kommerziell erfolglosen „Sunsets On Empire“ zurückzukommen. Erst danach hat Fish angefangen, seinen Sound grundlegend zu überarbeiten, was ihm dann nicht immer gelungen ist. Der von Fish aus den 80ern rübergerettete und gleichzeitig weiterentwickelte Sound hätte auch mit Marillion in den 90ern noch viele herausragende Platten hervorbringen können.

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