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gypsy-tail-windIch mag das Album ja sehr gerne – aber es ist mir noch ein wenig rätselhaft, warum es bei Dir auf keine Widerstände stösst, wo Du doch sonst so gerne findest, solche Latin-Aneignungen blieben sehr oberflächlich? Worin liegt bei Quebec der Unterschied?
ich glaube nicht, dass ich was grundsätzliches gegen latin-aneignungen im jazz hätte. manches fühlt sich für mich falsch an bzw. trifft bei mir nicht den nerv, weswegen ich z.b. gerne gilberto höre. fetzige orchestersätze à la quincy jones (lebensfreude!), blöde liedtexte oder zu starke blues-anleihen stehen dem im weg, und das schlagzeug ist oft ein problem. es ist, was bossa & samba angeht, halt eine komplexe mischung aus einfach und kompliziert (die harmonien, eine rhythmische lebendigkeit), die man nicht unbedingt hinkriegt. aber das ist ja ergebnis wechselseitiger einflüsse aus brasilien, usa und europa, und das ist ja gerade das, was mich interessiert, und da sitzt quebec sehr interessant drin, zumal das album ja noch in der frühphase des bossa-hypes entstanden ist, als die jobim-kompositionen noch nicht auf dem us-amerikaischen markt waren. und da greift quebec einerseits auf liszt! zurück (was jobim wahrscheinlich neidisch gemacht hat), andererseits auf schnulzen, die europäische einflüsse brasilianisiert haben. also ist die musik eigentlich prä-bossa, und das ist alles noch nicht mal wichtig, weil es ja auch darum geht, wie ein todkranker musiker sich dieses material quasi für eine letzte äußerung zurechtlegt. und dann noch weitere musiker, die einen interessanten weg in diese musik hineingefunden haben: burrell vor allem und bobo. am ende ist da was entstanden, das ich mit nichts so richtig vergleichen kann: schnulzen mit geheimnis, leichtigkeit und schwere, pop und candomblé, der dealer an der rassel, die arbeit am schönen, das säuseln vor dem ende.
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