Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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gypsy-tail-wind
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Ich denke übrigens mein „Rätsel“ bei „True Blue“ liegt tatsächlich an der Programmierung. Wie das Album herauskam, sind #4 und #6 diejenigen, die etwas Abwechslung bringen. Sie so spät zu programmieren, ist eine verschenkte Chance. Es gibt aber ausser im Titeltrack praktisch durchgehend dieselbe leicht melancholische Tönung, die keiner der Mitmusizierenden durchbricht (auch oder gerade Hubbard nicht). Mit dem Groove am Anfang und dem Standard z.B. am Anfang von Seite 2, dann noch gut überlegt, wo „Miss Hazel“ (ein Higlight mehr, das in der erschienenen Form direkt zwischen den zwei „Abwechslungsstücken“ programmiert wird, ich verstehe das wirklich nicht!) hin müsste … vielleicht ans Ende? Und das Album wäre eine viel rundere Sache.

Und jetzt eins weiter … und hier spricht mich schon der Opener von der Stimmung her mehr an. Mitchell und Drew lassen sich nicht von der Melancholie einfangen sondern machen ihr eigenes Ding, das auch nicht ausbrechen will, aber die Farbpalette wesentlich erweitert (Hubbard hat zu der Zeit für mich auch oft eine leicht bittere Note, und daher ist er vielleicht fast zu nah an Brooks – auch deswegen mag ich Morgan in der ersten Session lieber). Und klar, dann kommt noch „Street Singer“, das Stück von der McLean-Session, die ein paar Wochen früher mit demselben Personal plus dem Leader stattfand … das ist ja eh alles schon spekulativ (ich, der Lion sagt, wie er ein Album programmieren soll :wacko: ), aber auf mich wirkt das irgendwie schon ein wenig so, als hätte Lion auch bei Session #3 noch keinen klaren Plan, was er mit Brooks machen soll, wenn er sieben Wochen später einfach die Band nochmal zusammentrommelt, die McLean schon dabei hatte, diesen aber weglässt und daraus eine Brooks-Band macht? Aber egal, das ist schöne Musik, wenn ich die gerade ausführlich nörgelnd kommentiere, dann muss angemerkt sein: ich nörgle zwischen **** und ****1/2, und ich nörgle nur, weil ich diese Aufnahmen so mag!

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"Don't play what the public want. You play what you want and let the public pick up on what you doin' -- even if it take them fifteen, twenty years." (Thelonious Monk) | Meine Sendungen auf Radio StoneFM: gypsy goes jazz, #165: Johnny Dyani (1945–1986) - 9.9., 22:00 | Slow Drive to South Africa, #8: tba | No Problem Saloon, #30: tba