Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von The Velvet Underground

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wahr

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jesseblue@gipetto Ich wollte zuerst „Sweet Jane“ erwähnen, erinnerte mich jedoch, dass du erst vor wenigen Tagen ein paar Zeilen zu diesem Song geschrieben hattest, weswegen ich jetzt mit „Oh! Sweet Nuthin’“ eine „unverbrauchte“ Nummer in den Ring schmeißen wollte. Die klangliche Spannweite könnte nicht größer sein, klar. Natürlich rumpelt „Run Run Run“ straight ohne anzuklopfen ins Zimmer und richtet sich schon nach den ersten Sekunden komplett auf, jedoch von einem recht uninspirierten Lick getragen, das ohne jegliche Varianz die folgenden vier Minuten recht zäh macht. „Run Run Run“ ist diese Sorte Aufnahme, die wirkt, als gäbe es sie nur, damit Reed noch ein paar Minuten länger über Drogen singen sowie weitere klirrende und scheppernde Gitarrentöne spielen konnte. Dies wird noch deutlicher, wenn zuvor und danach Monumente wie „Venus In Furs“ und „Heroin“ zu hören sind. Egal, wie unkonventionell das Korsett auch sitzt, „Run Run Run“ ist für mich lediglich auf der zweiten Tabellenhälfte des Debüts. Und „Oh! Sweet Nuthin’“ ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass eine Band auch in „späten“ Schaffensphasen genauso vollendet (wie beispielsweise auf dem Debüt) klingen kann. 7:30 Minuten, die imstande sind, den Hörenden überall hinzutragen. Auch auf die höchsten Berge und darüber hinaus. So sehr ich Moe Tuckers Stil mag und schätze, aber es gibt wenige Lieder aus der Rockmusik, die einen lässigeren Groove im Schlagzeugspiel als „Oh! Sweet Nuthin’“ haben. Auch Doug Yules Stimme passt perfekt und trägt zum guten Aufbau des Liedes bei. Und wenn zum Schluss sich Leadgitarre und Drums nicht nur duellieren, sondern die stetige Steigerung in einem Knall kulminiert, ist es für einen Moment, als wäre musikalisch alles gesagt und als würde die Erde einen kleinen Augenblick brauchen, um sich wieder wie gewohnt weiterdrehen zu können. Und nein, ich möchte gar nichts in dieser Umfrage beeinflussen, Niko. Listen auszuwerten, die nur meiner gleichen, wäre langweilig. Gerade die Unterschiede bringen doch erst die Spannung und Neugierde in das Thema. Ich war nur daran interessiert zu erfahren, ob ein Album aus dem Grund abgelehnt wird, weil es nicht dem Debüt gleicht oder allgemein nicht hörenswert ist.

Danke für diesen schönen Text, @jesseblue! Ich würde es gar nicht schlimm finden, wenn du versuchen würdest, die Umfrage zu beeinflussen. Das versuche ich ja auch ständig. :-) Jedenfalls finde ich es super, wie du für Loaded Partei ergreifst. Und speziell auch für Sweet Nuthin‘. Viele andere finden diesen Track ja ebenfalls super. Ohne diese Umfrage hätte ich ihn in meinem Leben wohl nicht mehr angehört. Er ist wirklich gut gelungen in seinem Laid Back-Feeling. Für mich kommt er nicht an die 20 besten Leistungen der Band heran, aber vielleicht sehe ich das in ein paar Jahren nochmal wieder ganz anders. Ein Track, mit dem ich in den summierten Top 20 prima leben kann.

@gipetto hat es gut ausgedrückt: Wie bei Run Run Run der Bass nach dem brillanten Gitarren-Solo von Reed wieder einsetzt, das sind so die Details, die einen großen Track ausmachen. Was ist schon eine gute Kompositionen gegen diesen total billigen Trick eines walisischen Musikwunderkinds? Wie kann die ordentliche Produktion von Loaded gegen das allgemeine, faszinierende Lo-Fi der ersten beiden Platten ankommen? Es sind solche Entscheidungen gegen die Vernunft, die manchmal getroffen werden müssen. Ich bewundere auch das zweite Solo von Run Run Run, das etwas später kommt, nachdem Reed ein bisschen Text angelassen hat: Wieder ein Gitarren-Solo, bei dem die E-Gitarre diesmal aber praktisch wie eine Mandoline gespielt wird, in Krach getaucht, schnelles Strumming. Ratz, weg, weiter. Augenblicke der Atemlosigkeit. Kompositorisch mag Run Run Run auf dem Papier nicht so durchdacht sein wie vieles andere meinetwegen auch auf Loaded, aber wer möchte eine durchdachte, wohlkomponierte Komposition im Hintergrund hören, wenn eine Seele verkauft und schnellstmöglich gerettet werden will? Bedürfnis geht vor Song. Und wenn das ein Track transportiert, hat er alles richtig gemacht. Trotzdem bin ich der Meinung, dass die Band eigentlich bis einschließlich Loaded gute Entscheidungen getroffen hat. Nur haut mich Loaded eben nicht so aus den Puschen wie das, was davor entstanden ist.