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Monos zeigt die Auflösungserscheinungen einer Gruppe Kindersoldaten im kolumbianischen Hochland und Dschungel, in einer Kreuzung aus dem offensiv zitierten Lord of the Flies und Apocalypse Now, verbunden mit der Naturpoesie eines Werner Herzog. Hervorstechender Soundtrack aus Elektronikflächen und bearbeiteten Naturgeräuschen von Mica Levi (die man vielleicht für ihre Soundtrackarbeit zu Under the Skin kennen kann), brillante und außergewöhnlich stimmungsvolle Bilder von Kameramann Jasper Wolf. Nutzt die offensichtlichen Vorbilder zu seinem Vorteil und konzentriert sich auf die Stärken des Kinos, welche von vielen gewöhnlichen Filmemachern normalerweise vernachlässigt werden. Tipp.
Außerdem sah ich zwei weitere Filme von Ulrich Seidl: Die letzten Männer und Spaß ohne Grenzen. Vor allem letzterer ein sehr gutes Beispiel für Seidls Art das Objekt seiner Wahl anzustarren, bis sich die tieferliegenden psychotischen Schichten wie von alleine an die Oberfläche begeben. Wie immer in der Form streng komponiert und voller Witz, legt Seidls scripted reality den allgegenwärtigen Horror frei. Gegner würden von Sozialporno sprechen und ja: Der cringe ist real, das Fremdschämen echt. Ein falsches Überlegenheitsgefühl will sich beim Zuschauer jedoch nicht einstellen, dagegen stemmt sich Seidls Inszenierung und das Wissen des katholischen Regisseurs um die Fehlbarkeit aller Menschen, vor allem auch um die eigene.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.