Antwort auf: Jack DeJohnette

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vorgarten

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soweit letztes special-edition-album von dejohnette, 1994 wieder auf somethin‘ else & blue note erschienen. vom konzept der nur von bass & schlagzeug angetriebenen blowing band, die sich einen reim auf die jazztradition macht, ist wenig übrig geblieben. gary thomas steht nunmehr als einziger blasmusiker im raum, mit cain, plaxico & dejohnette bildet er ein rumpf-quartett, zu dem hier gäste dazustoßen: marvin sewell, hier noch ganz am anfang seiner karriere (u.a. 15 jahre gitarrist von cassandra wilson), spielt eine schöne akustische und eine eher unverzerrte e-gitarre, paul grassi erweitert das beachtliche percussion-sortiment dieser aufnahmen, das von triangel bis zu holzblöcken geht, es gibt fast gar keine technik mehr hier, sehr dezente synthesizer, ein bisschen spuren-schichtung, eigentlich wird alles wieder auf die dimensionen des menschlichen körpers begrenzt, buchstäblich in gestalt von bobby mcferrin, der sowieso alle instrumente (und afrikanische und nativ-amerikanische sprachen) imitieren kann & möchte.

musikalisch bewegt sich das sehr locker und gekonnt im rahmen von freien riffs, in die sich ungehetzte soli einmischen, das tollste ist natürlich von gary thomas, auf dem eher traditionell als „jazz“ arrangierten stück „seventh D“ (das andere ist eine „summertime“-version). war special edition vorher vor allem ein showcase für den komponisten dejohnette, kommt das meiste hier kollektiv und spontan zusammen. das kompositorische gespür bringen die beteiligten, die ja zu diesem zeitpunkt fast alle selbst bandleader sind, mit. sehr spürbar ist aber, dass alles von den drums her kommt, da entspringt die bewegung, da fließt und verwirbelt es sich fortlaufend, und wenn das vokabular hier ins esoterische übergeht, so ist das wohl im sinn der musik. das woodstock-flair setzte sich 1975 zwar anders in dejohnettes musik ab, die urbanen sound (m-base) haben es 20 jahre später genauso wenig über den hudson geschafft wie damals die formelhafte fusion.

wenn man die special-edition geschichte zusammenfassen will, dann vielleicht so: vom dreck der new yorker straßen in einen kurzen wirbel ortloser drähte und verkabelungen, dann mit einem sprung über den großen fluß auf land.

was zwischen hier und dem trioalbum mit ravi coltrane und matthew garrison passiert ist, kenne ich gar nicht. vielleicht höre ich da demnächst noch ein bisschen weiter.

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