Antwort auf: Umfrage: Die 20 besten Tracks von Pulp

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jackofh

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Sonntag war heute Familientag, daher komme ich erst jetzt und auch nur recht knapp dazu, mich für die Listen 21-25 zu bedanken und den Versuch einer Sammelbesprechung zu machen:

1. Die Liste von @beatgenroll enthält keinen neuen Track. Dafür aber viele, die in der Gesamtwertung eine gute Rolle spielen. Ob das nun unbedingt ein Fingerzeig in Richtung Konsensliste ist, scheint mir dennoch nicht sicher (s. Anmerkung zur nächsten Liste). Zumindest mit @chocolate-milk sind die Schnittmengen jedoch groß: Es gibt 16 Übereinstimmungen zwischen den beiden! Ich führe diese Statistik nicht, aber das dürfte die höchste Kongruenz zweier Listen in der bisherigen Umfrage sein. Außerdem offenbart beatgenrolls Liste noch eine deutliche Präferenz für „Different Class“: 8 Tracks stammen von diesem Album, darunter auch die beiden erstplatzierten. Die #1, „Common People“, ist offenbar auch bei anderen Musiker*innen das beliebteste, weil meistgecoverte Stück von Pulp. Die Version von William Shatner dürfte ja allgemein bekannt sein. Zwei weitere kuriose Versionen gibt es hier noch als kleines Bonbon: einmal, im Video liebevoll inszeniert, von einem Ukulelen-Kollektiv und zum zweiten (fast 1:1 und entsprechend holprig) eingedeutscht.

2. Wie unterschiedlich man Pulp hören kann, zeigt die Liste von @snowball-jackson: Die beiden bestplatzierten Tracks von beatgenroll kommen in dieser Liste gar nicht vor! Dafür schickt er noch einen weiteren bislang ungenannten Track ins Rennen: „Frightened“, ein Demo aus den Sessions zu „His’n’Hers“, das im Rahmen der Deluxe Edition des Albums 2006 erstmals offiziell veröffentlicht wurde. „This is like a Frankenstein that combines ‚His’n’Hers‘ (the song) and ‚The Fear‘ (from ‚This is Hardcore‘)“, schrieb Jarvis dazu in den sleeve notes: „I was obsessed with the horror of domesticity at the time.“ Tatsächlich wurde das Demo unmittelbar vor „His’n’Hers“ (dem Song) aufgenommen. Ideen von „Frightened“ wurden darin wiederholt – etwa die Abscheu des Protagonisten vor James-Dean-Postern, zu der Cocker in einem Interview erklärte: „They’re everywhere. (…) You grow up seeing sad kids trying to look like him. Every time you go to get a takeaway he’s there on the wall. It’s like Marilyn Monroe: They’re just around so much you get sick of the cliché. They represent a lack of imagination. (…) They’ve had all the life sucked out of them through over-use.“ Dieses ambivalente Abgestoßen- und zugleich Angezogenwerden von dem Gewöhnlichen hört man dann ja auch auf „His’n’Hers“ (dem Album). Von der Acrylfaser bis zur Dekoration an der Wand wird dort schließlich so mancher Einrichtungsgegenstand aus der heimeligen Vorstadthölle auf dessen neu- und erotisches Potenzial abgeklopft. Sehr erfreut war ich noch über die Nennungen (und hohen Platzierungen) von „Cocaine Socialism“ und (erneut!) „Roadkill“ in dieser Liste. Zu „Cocaine Socialism“ auch an Dich noch die Rückfrage: Ohne Zusatz werde ich die B-Seite von „A Little Soul“ werten. Sollte die „Proper Version“ auf der Deluxe Edition von „This Is Hardcore“ gemeint gewesen sein, sag mir bitte nochmal Bescheid @snowball-jackson. Danke!

3. Wie ähnlich man Pulp hören kann, zeigt wiederum die Liste von @herr-rossi … Ok, das war ein schlechter Übergang, denn allein aus der Tatsache, dass herr-rossi genau wie beatgenroll „Common People“ auf Platz 1 oder wie snowball-jackson „Babies“ auf Platz 2 rankt, kann keine wirkliche Gemeinsamkeit konstruiert werden. Vielmehr ist dies eine ausgesprochen ausgewogene Liste, die Pulps Schaffen seit Anfang/Mitte der 1990-er Jahre wunderbar destilliert (mit leichten Vorteilen für die frühe Phase): 5 Tracks von „His’n’Hers“, 6 Tracks von „Different Class“, jeweils 4 Tracks von „This Is Hardcore“ und „We Love Life“. Als Tracklist/Mixtape könnte die Liste problemlos als Beginner’s Guide to Pulp funktionieren. Oder, anders formuliert: Wer danach nicht angefixt wäre, sollte es wohl lassen, sich mit der Band weiter zu beschäftigen. Ach ja: Bei der Trackauswahl von „We Love Life“ bin ich positiv überrascht, dass neben der Nennung der großen Popsongs „Bad Cover Version“, „The Birds In Your Garden“ und „The Trees“ auch das rockige „Sunrise“ den Weg in die Liste gefunden hat. Da hätte ich jetzt geschworen, dass das Gitarrengewitter der letzten zwei Minuten den Track für Dich ungenießbar macht. Schön! Und weil wir schonmal bei Coverversionen waren – Sophie Ellis-Bextors „Do You Remember The First Time?“ kennst Du?

4. „Stomach in, chest out, on your marks, get set, go!“: Eine große Überraschung thront da mit „Monday Morning“ an der Spitze der Liste von @yaiza! Die Hymne der orientierungslosen Jugend: Schulabschluss in der Tasche, Gelegenheitsjob am Hacken – und keinen Plan, was anstellen mit dem eigenen Leben. Was soll man da machen außer trinken, tanzen, Party von Montag bis Sonntag? „Is this the light of a new day dawning? / A future bright that you can walk in? / No, it’s just another Monday morning / Do it all over again!“ Eine weitere Besonderheit dieser Liste: die Erstnennung von „Someone Like The Moon“. Damit ist nun auch der letzte Track von „His’n’Hers“ in die Wertung eingegangen. Ganz passend, denn „Someone Like The Moon“ war auch der letzte Track, den die Band für das Album fertigstellte. Ein Mädchen hat darin Liebeskummer und beobachtet des Nachts den Mond. Auch, wenn das nicht so romantisch ist, wie ihr gesagt wurde, ist es immer noch besser als am Tag. Denn da laufen im Radio nur Liebeslieder, die sie zum Weinen bringen. Die dramaturgisch geschickt gesetzten Beckenschläge von Nick Banks und Candida Doyles sphärische Keyboardklänge erzeugen die passende elegische Stimmung. Man muss schon sehr hartherzig sein als Hörer*in, um davon nicht berührt zu sein.

Insgesamt sind nun 78 Tracks nominiert, in den Top 20 ist noch einiges an Positionswechseln möglich – und zumindest die Liste von @magicdoor kommt bestimmt noch …

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