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Luis Tosar scheint eine große Nummer in Spanien zu sein, zumindest wirkt er in so gut wie jedem spanischen Film mit, den ich in den letzten Jahren zu sehen bekam. So auch in diesem, einer verspielt aufgefächerten Untersuchung der Paranoia und Neurosen Europas im 21. Jahrhundert, in Teilen ihre Inspiration bei Luis Buñuel und Wes Anderson findend. Die Struktur gibt sich komplexer, als sie tatsächlich ist, und wird auch innerhalb des Films erklärt. Die Bilder bestechen, der Soundtrack steht auf eigenen Füßen und verleiht dem Ganzen einen zusätzlichen Funken Skurrilität und Eigensinn, der Aritz Morenos Film weit über den Durchschnitt hebt.
Argento macht den Deckel druff und beerdigt den Giallo der 70er, welchen er entscheidend mitprägte. Tenebre atmet die kalte, klare Sterilität der 80er in Pastelltönen, nur aufgewühlt durch das schreiend rote Blut, welches sich auch in diesem Jahrzehnt nicht unter die glatten Oberflächen kehren lässt. It’s murder! Und wie! Und nicht nur das: Nebenbei wird Kritikerschwachsinn verhandelt, etwa die Misogynie, welche Argento immer wieder vorgeworfen wurde, dort natürlich immer mitschwingend, er sei als Person wie seine Filme. So darf dann auch ziemlich zu Beginn, und in eine der außergewöhnlichsten Szenen des Films, die feministische Kritikerin, eine Lesbe, gefangen in einer toxischen Beziehung mit einer Prostituierten, das Rasiermesser schmecken. Frontaler Leckt-mich-am-Arsch-Gag, kunstvoll ausgeführt.
Meine Lieblingsszene bleibt nach erneuter Sichtung jedoch die Hundehetzjagd durch den Park zum und in das Anwesen des Killers, ein Musterbeispiel für Argentos besonderes Auge für Farben, Licht und Bewegung.
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Come with uncle and hear all proper! Hear angel trumpets and devil trombones. You are invited.