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„Schnelles 50s Rock’n’Roll-Gerumpel, das zu nichts führt“, schrieb irgendein Trottel hier mal zu „Rip This Joint“. Das stimmt, es führt zu nichts. Aber es führt deswegen zu nichts, weil es in der Vorstellung nicht irgendwo hin will, sondern schon da ist. Ich stelle mir jemanden auf der mexikanischen Seite der Grenze zu den US of A vor, der sich in das Märchenland jenseits der Mauer hineinsehnt („Drive myself right over the wall!“), falls man ihn endlich reinließe („Mister Immigration Man, let me in, sweetie, to your fair land!“). Er malt sich euphorisch aus, dort Freunde zu treffen („Dick and Pat“), quer durch die Bundesstaaten zu rasen („From San José down to Santa Fé!“, Tampa, Memphis, New Orleans, Buffalo, Washington, rüber nach Dallas, Texas und „wham bham – Birmingham, Alabam‘, don‘t give a damn!“) und es in einem besseren Leben richtig krachen zu lassen. Leben auf der Überholspur, vielleicht mit ein paar Drogen als Treibstoff. Und da Fantasien sehr mächtig sind, wenn sie mit einem durchgehen, kann es in diesem Track keine Pause für Reflektionen geben. Denn auch der Sänger hier weiß, wenn er kurz drüber nachdenkt, wird aus dem fair ein unfair land. Also muss das Tempo hoch bleiben, keine Sekunde dürfen sich Zweifel ins Bewusstsein schleichen. Mehr, mehr, schneller, SCHNELLER, Mr. Keys, bitte gieß noch Brandbeschleuniger nach. Ex und hopp, let it rock, zerleg den Laden! Main Street? Welche Main Street?
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(Exile On Main St. benötigt nach sieben Jahren eine Revision)