Antwort auf: Jack DeJohnette

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vorgarten

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entstanden 1984 unter dem eindruck des todes von dejohnettes mutter, heute ist mein ersthörgang beeinflusst von der nachricht, dass howard johnson gestorben ist, der hier neu zur special edition band stößt und einen ziemlich aufregenden eindruck hinterlässt. dejohnette blättert im familienalbum, großmutter, mutter, onkel und vater, schwierige verhältnisse, viele kulturelle einflüsse, auf der innenseite gibt es tolle fotos, die aber doch immer wieder die porträts von jack fokussieren, als übellauniges kleinkind, im cowboyanzug, als musiker in der schulband, beim hochsprung, etwas steif beim familientreffen.


dazwischen die band, im central park, lässig mit der tuba von johnson konstelliert, front und rückseite dann die aktuelle familie in woodstock, die frau und die beiden töchter.

die musik ist gerade keine nostalgische vergangenheitsbewältigung, trotz der anspielungen auf jamal, monk, new orleans und (wieder) die zoot suit riots. im gegenteil, sie treibt die kreolisierung weiter fort, dejohnette spielt primitive synthesizer, südafrikanische einflüsse kommen ins spiel, der funk wird wiederentdeckt und neu erfunden, der fürs deutsche label unübliche tontechniker david baker treibt den ecm-sound aus, mittendrin klingt das alles äußerst ghettoblastertauglich. eine wundertüte, dieses album, total auf den punkt gespielt, mit minimalem, dafür perfekt genutztem solo-raum, dazwischen ein tolles arrangement von „monk’s mood“ durch johnson für sein eigenes solo… alles wirkt frisch und überhaupt nicht formalisiert, die kumpelbands im geiste sind das dave holland quintet und abdullah ibrahims ekaya, man hört irgendwie das beste raus, was die 80er im jazz zu bieten hatten.

das familienalbum führt zwangsläufig zur gegenwart des jüngsten, die „zoot suite“ (ach ja: david murray ist wieder dabei) wird am ende umwerfend wiederaufgegriffen, als hätte die band schon greatest hits im portfolio. und doch: hier endet die bandkarriere auf dem deutschen label. für die fortsetzung (nochmal 4 alben) braucht es in meinem fall die lockdown-lockerung in israel, zumindest die wiedereröffnung der dortigen postfilialen.

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