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So, werde mal diesen alten Thread mal etwas aus der Versenkung holen…
Mir ist es ja etwas peinlich dass ich den Tausender fast voll habe, und bislang fast nur belanglose Beiträge geschrieben habe…War etwas anders gedacht als ich vor einigen Jahren unter neuem Nick neu angefangen habe…Hatte ja an meinem letzten Geburtstag angedeutet dass ich eventuell plane mal etwas über meine liebsten Comics zu schreiben – also alles was mich so begeisterte oder berührte seitdem ich mich vor circa 7 Jahren wieder mit dieser Kunstform beschäftigt habe.
Inio Asano – Gute Nacht, Punpun
Mein derzeitiger Lieblingskünstler Inio Asano beschrieb in diesem 13-bändigen Opus die Geschichte von Punpun Punyama, vom Kindesalter bis ins frühe Erwachsensein. Punpun wächst in einer etwas desolaten Familie mit einer alkoholkranken, egozentrischen Mutter auf, und durchlebt ein ziemliches Gefühlschaos – wie man das halt durchlebt, wenn man heranwächst. Ich möchte jetzt nicht zu viel von der Geschichte erzählen – ist rein von der Handlung her betrachtet ein recht profanes Comig-of-Age-Drama (oder Bildungsroman, oder wies man es nennen soll…), mit einigen – Nebenhandlungen (Punpuns Onkel, eine obskure Sekte). Der Fixstern der sich durch die gesamte Story zieht ist Aiko, Punpuns große Liebe – mit der er später noch eine böse Überraschung erleben wird. Zum Schluss wendet sich das Werk allerdings noch zum düsteren Krimidrama. Aber wie – gesagt: Es soll nicht zu viel verraten werden!
Was sich recht profan anhört, hat auf visueller Ebene einen besonderen Clou: Asano gestaltete Punpun samt Familie – der Großvater wurde interessanterweise davon ausgenommen – als extrem stilisierte Vögel. Nicht einer bestimmten Vogelart zuzuordnen, sondern auf die Grundrisse reduziert. Beim etwas älteren Punpun spielt Asano grafisch etwas damit, so wie wir es auf dem Bild oben sehen. Mal ist er auch einfach nur eine Kugel, eine Pyramide oder so etwas, frei im Raum schwebend, wie es sich gerade in die Szenen (und in Punpuns Stimmungen/Gefühlslagen) einfügt. Ein guter Kontrast zu den häufig sehr ausgearbeiteten, fotorealistischen Hintergründen, die dem ganzen etwas sehr filmisches verleihen. (Asano malt nicht selbst fotorealistisch, sondern fügt seine Zeichnugnen am Computer in selbstgeschossene Fotos ein – und dies tut er meisterlich.)
Als ich mich vor geraumer Zeit den Manga öffnete waren andere Werke für mich wichtiger, aber dieser Comic scheint mir besonders herausragend – auch im Werke Asanos, noch represantiver vielleicht als das verstörende Sex-Drama „Mädchen am Strand/Girl on the shore/Umibe no Onnanoko“, das etwas überladene „Dead Dead Demon’s Dededede Destruction“ oder die doch etwas konventionellen „Solanin“ und „What a wonderfull world“.
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