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: : LIED : :
Georg Nigl/Olga Pashchenko – Vanitas: Beethoven, Schubert, Rihm
Sabine Devieilhe/Alexandre Tharaud – Chanson d’amour
Les Kapsber’girls – Kapsberger che fai tu? Villanelles
Lucile Richardot/Yves Saelens/Het Collectief/Reinbert de Leeuw – Mahler: Das Lied von der Erde
Diana Damrau – Richard Strauss: Lieder
Véronique Gens/I Giardini – Nuits
Mary Bevan/Joseph Middleton – The Divine Muse: Haydn, Schubert, Wolf
Carolyn Sampson/Joseph Middleton – The Contrast: English Poetry in Song
Ruby Hughes/BBC National Orchestra of Wales/Jac van Steen – Clytemnestra: Samuel, Mahler, Ber
Anna Prohaska/Julius Drake – Paradise Lost
Olivia Vermeulen/Jan Philip Schulze – Dirty Minds: Schubert, Wolf, Schönberg, Eisler
Nuria Rial/Artemandoline – Venice’s Fragrance
Núria Rial/Edin Karamazov – con guitarra: Works by de Falla, Granados & Palomo
Hanna-Elisabeth Müller/Juliane Ruf – Reine de coeur (Schumann, Poulenc, Zemlinksy)
Camilla Tilling/Paul Rivinius – Jugendstil: Songs 1898-1961 (Berg, Korngold, Mahler, Schönberg, Zemlinsky)
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Einspielungen von Liedern habe ich einige angehört – im Gegensatz zu Opern, wo sich unten nur ein paar Rezital-CDs finden.
Die schönste Überraschung ist „Vanitas“ von Nigl/Pashchenko geworden, wo ich keine Vorstellung hatte, was mich erwarten würde – im Gegensatz zu Devieilhe/Tharaud, wo ich höchste Erwartungen hatte, die zuverlässig erfüllt wurden. Zwei beeindruckende Einspielungen!
Ebenfalls sehr bewegend dann die kammermusikalische Fassung von Mahlers „Das Lied von der Erde“, mit der sich Reinbert de Leeuw von selbiger verabschiedet.
Ein paar weitere CDs erwähnte ich oben bereits rasch. Ich fasse mich sowieso kürzer, sonst werde ich nicht mehr fertig … Joseph Middleton zählt wohl derzeit zu den besten Leidbegleitern – seine Alben mit Carolyn Sampson gefallen mir schon seit einiger Weile sehr gut. Das jüngste ist allerdings nicht gerade home turf, was das Repertoire angeht, wohl auch deshalb landet das Album von Mary Bevan knapp davor.
Ruby Hughes hat auf ihrem neuen Album ein zeitgenössisches Stück („Clytemnestra“ von Rhian Samuel) mit Klassikern der Moderne verbunden (Rückert-Lieder von Mahler und Altenberg-Lieder von Berg) – auch das ein beeindruckendes Album. Und eine betörende Stimme!
Die erste Scheibe von Anna Prohaska stieg bei mir Anfang Jahr ganz oben ein, wurde dann aber etwas nach unten gereicht. Mit Julius Drake hat sie einen anderen exzellenten Lied-Begleiter an ihrer Seite – wie Olivia Vermeulen mit Jan-Philip Schulze (der auch bei Sarah Maria Sun mitwirkt, siehe unten), die bei ihrem „dirty“ Programm hörbar Spass haben.
Nuria Rial verfügt über eine Stimme, die ich zu den allerschönsten zähle – ihr Manko ist vielleicht, dass sie fast nur „schöne“ Musik macht, dass es keine Rätsel, keine Irritationen gibt ( @soulpope?). Aber davon abgesehen ist sie für Musik aus dem Barock und auch aus anderen Epochen bei mir hochgeschätzt. Die beiden aktuellen CDs zählen aber nicht zu den besten, denke ich. Musik mit Mandolinenbegeleitung hat sie schon vor einigen Jahren aufgenommen („Sospiri d’amanti“), da ist sehr charmante Musik dabei, und dasselbe gilt für die spanischen Lieder mit Gitarrenbegleitung.
Von Hanna-Elisabeth Müller und ihrer Pianistin Juliane Ruf fand ich die Vorgänger-Scheibe „Traumgekrönt“ ganz hervorragend – und die neue (aber auch nur) in der Hinsicht eine leise Enttäuschung. Muss sie allerdings bald mal wieder anhören! Dasselbe gilt für die Jugendstil-CD von Camilla Tilling, die mir beim ersten Hören auch mal enorm gefallen hatte.
: : VOKAL : :
Concerto Italiano/Rinaldo Alessandrini – Monteverdi: Il terzo libro de‘ madrigali
Vox Luminis/Lionel Meunier – Andreas Hammerschmidt: Ach Jesus stirbt
Pygmalion/Raphaël Pichon – JS Bach: Motets
Vox Luminis & A Nocte Temporis/Reinoud Van Mechelen & Lionel Meunier – Charpentier: Orphée aux enfers
Academy of Ancient Music/Richard Egarr – Dussek: Messe Solemnelle
Pluto-Ensemble/Marnix De Cat, Hathor Consort/Romina Lischka – Animan gementem cano: Tuma, Stabat Mater/Biber, Requiem
Ensemble Corréspondances/Sébastien Daucé – Charpentier: Messe à quatre choeurs: Carnets de voyage d’Italie
Anna Prohaska/Lautten Compagney/Wolfgang Katschner – Bach: Redemption
Le Banquet Céleste/Damien Guillon – Stradella: San Giovanni Battista
Coro e Orchestra Ghislieri/Giulio Prandi – Jommelli: Requiem
Ensemble Correspondances/Sébastien Daucé – Les Plaisirs du Louvre
Les Abbagliati – D’Astorga & Lalli: Cantatas, Sonatas
Stéphanie d’Oustrac/Ensemble Amarillis/Héloïse Gaillard – Portraits de la Folie
La Venexiana – Bononcini: La conversione di Maddalena
Sandrine Piau/Christophe Lowrey/Les Talens Lyriques/Christophe Rousset – Pergolesi: Stabat mater
Le Concert Spirituel/Hervé Niquet – Martini: Requiem pour Louis XIV
Julie Roset/Clematis – Nun Danket alle Gott
Kate Lindsey, Arcangelo/Jonathan Cohen – Arianna
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Was jetzt hierhin gehört und was nach oben (Orchesterlieder vs. Ensemble/Orchestermusik mit Solo-Stimme?) ist mir selbst nicht ganz klar, aber dass geistliche Werke mit Chor und Solist*innen nicht in die Lied-Liste gehören und eine Trennung sinnvoll schien, fand ich schon klar.
Dass die neue Monteverdi-CD von Alessandrini sich noch an der enorm tollen Hammerschmidt-CD (die auch unter „Alte Musik“ passt) vorbeischob, ist vermutlich unfair und dem Neuheiten-Bonus geschuldet. Die Hammerschmidt-Scheibe ist jedenfalls in dieser Liste die ganz grosse Entdeckung des Jahres, weil ich den Komponisten überhaupt nicht auf dem Schirm hatte und die Musik klasse, die Interpretationen hervorragend finde.
Die neue Einspielung der Motetten von Bach durch Pygmalion wollte ich zunächst nicht auch noch kaufen – aber das Ensemble schätze ich sehr und die Rezensionen überschlugen sich mit Lob … ich gab also nach, und bin froh, dass ich das getan habe!
Ansonsten sind hier weitere Ensembles und Künstler*innen vertreten, die ich sehr schätze: Van Mechelen/Meunier, Daucé, nochmal Prohaska (mit einem Bach-Programm, das während des Lockdowns entstand), d’Oustrac, La Venexiana, Piau, Rousset, Niquet … aber auc einiges an interessantem Repertoire: Bibers Requiem (mit einem Ensemble, das für mich neu ist, aber Romina Lischka wirkt auf einer weiteren Lieblings-CD des Jahres mit, s.u.), Stradellas „San Giovanni Battista“, Jomellis „Requiem“ (auch mit Piau), Kantaten von d’Astorga, die „Messe Solemnelle“ von Dussek (mit Stefanie True als Sopran-Solistin, die letztes Jahr eine tolle CD mit Kantaten von Giuseppe Porsile herausgebracht hat … von dem auf einer Neuheit, die ich noch nicht angehört habe, auch noch mehr drauf ist, „Alla virtù“ von Juliette De Bandes Gardonne etc., s.o.), Martinis Reuqiem, Bononcinis „La conversione di Maddalena“ …
Sehr schön zuletzt auch die CD von Clematis mit Julie Roset mit Musik von Buxtehude, Hammerschmidt, Monteverdi, Rosenmüller etc. und die CD von Kate Lindsey mit drei Arianna-Kantaten (Händel, Haydn, Scarlatti).
: : OPER : :
Philippe Jaroussky/Artaserse – La Vanità del Mondo
Ermonela Jaho/Orquestra de la Comunitat Valenciana/Andrea Battistoni – Anima Rara
Sophie Junker/Le Concert de l’Hostel Dieu/Franck-Emmanuel Comte – La Francesina: Händel’s Nightingale
Diana Damrau – Tudor Queens
Regula Mühlemann – Mozart Arias II
Valentina Nafornita, Münchner Rundfunkorchester/Keri-Lynn Wilson – Romance
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Das mit der Oper war eben so eine Sache … lief schon vor der Pandemie zuhause eher selten, aber eine Phase, in der ich richtig Lust auf Oper hatte, ergab sich seither nicht mehr. Kommt wieder, keine Frage, aber jetzt ist nicht die Zeit dafür. Ein paar Rezital-Alben kamen doch in den Player, und die erste ist gar nicht aus Opern sondern aus Oratorien-Auszügen zusammengstellt und zeigt den Countertenor Philippe Jaroussky mal wieder von seiner eindrücklichsten Seite.
Ebenfalls sehr beeindruckt hat mich beim ersten Durchgang vor ein paar Tagen die Verismo-Scheibe von Ermonela Jaho. Sie singt da keine Rollen sondern verkörpert sie buchstäblich. Die CDs von Sophie Junker und Diana Damrau fand ich ebenfalls sehr eindrücklich.
Die zweite Mozart-CD von Regula Mühlemann mit dem KOB vielleicht eine Spur weniger gelungen als die erste. Ich habe irgendwie ein wenig das Gefühl, dass sich bei Mühlemann gerade nicht sehr viel tut, und das finde ich sehr bedauerlich, denn ich fand sie vor ein paar Jahren enorm vielversprechend. Abwarten …
Etwas enttäuschend fand ich dann die CD von Valentina Nafornita, die mir zunächst auch ganz hervorragend gefallen hatte.
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