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gypsy-tail-wind
Den Brückenschlag zu Bach fand ich an sich gut – aber er funktioniert natürlich trotzdem nicht. „Spiritual“ hat ja erstmal nichts mit organisierter Religion zu tun, oder? Die europäische Kirchenmusik mag zu ihrer Zeit als „spirituell“ empfunden worden sein, heute ist das bei vielen (auch bei mir) kaum noch der Fall – bzw. vielleicht tritt da dann gerade der „spiritual“ Aspekt hervor … aber es ergibt nur wenig Sinn, das zu vergleichen mit einer politisch aufgeladenen Community-Musik, wie es sie bei uns zumindest in den Mehrheitsgesellschaften einfach nicht mehr gibt (es braucht sie nicht mehr … ich befürchte allerdings, es braucht sie bald wieder, aber da wird dann wohl nicht Jazz der Stil bzw. das Ausdrucksmittel der Wahl werden). Und da sind wir beim erwähnten Kritikpunkt, dass dieser Kern des „Spiritual Jazz“ eben gar nicht gross diskutiert wurde (was vielleicht mit meiner Anmerkung zu tun hat, denn der Kern ist für uns nicht – oder nur über Ecken als Mischung aus Anmassung/Empathie/Solidarisierung – anschlussfähig). In dem Sinn, man verzeihe mir die Bemerkung, fand ich die Unterhaltung auch seeeeehr Deutsch (und sie wäre genau so sehr Schweizerisch gewesen, wenn das Gespräch bei unserem Radio geführt worden wäre, keine Frage). Bleibt halt interessierte Aussenperspektive – und in der Hinsicht relativ unergiebig. Das Reden über Musik (die Album-Rezensionen auf dem Blog) bleibt da ergiebier, finde ich.
word. man könnte schon die außenperspektive etwas verlassen, dann müsste man aber mehr einsteigen und auch mal bei den musiker*innen nachfragen oder sich wirklich mit ihren aussagen beschäftigen. da hockt dann deutscher radiojournalismus und fragt sich: geht das jetzt zu weit? da kommt dann oft das beharren auf der autarkie von musik, als würde sie im luftleeren raum entstehen, und deswegen bleibt es bei diesem thema so pseudo-aufklärerisch.
hipster-bashing habe ich mir schnell abgewöhnt, es bezeichnet sich ja niemand selbst so und man weiß ja nicht mehr über menschen als sie selbst. ich bin aber auch z.b. nachhaltig irritiert von der angel bat dawid performance, ihre empörung über die behandlung beim jazzfest, ihren merkwürdigen auftritt dort, der sehr unkommunkativ und abweisend war (trotz mitklatsch-terror), eine lecture-performance ohne interesse am gegenüber, und trotzdem nehme ich das natürlich ernst, wenn sie beschreibt, wie fremd sie sich in berlin gefühlt hat. hat aber auch nichts mit hipstertum zu tun, eher mit der aktualisierbarkeit von gesten, identifizierungen und ausdrucksformen, und was da gerade was für wen bedeutet…
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