Antwort auf: Ich höre gerade … Jazz!

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vorgarten

Registriert seit: 07.10.2007

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gypsy-tail-windIch denke (war zumindest bei mir teils der Fall), dass Hancock halt gerne abgeschrieben wird als Pianist, weil quasi die ganzen Synthesizer-„Sünden“ (ein paar von ihnen können ja ohne Anführungszeichen stehen) den Weg verbauen.

„abschreiben“ ist ein bisschen hart, und von „synthesizer-sünden“ in seinem fall würde ich persönlich niemals reden, er hat die möglichkeiten von synthesizern wohl so gut begriffen wie kein anderer jazzpianist, aber ich hatte immer den eindruck, dass er ab den 1980er auf dem akustischen klavier nur noch räume zugespielt hat, jedenfalls kenne ich keinen einzigen überzeugenden auftritt mehr seitdem. vielleicht auch eine sache der persönlichkeit – hancock hatte ja als junger musiker immer eine intellektuelle schärfe und auch oft richtigen biss (musterbeispiel: IT’S TIME! von mclean), was seiner nähe zur popmusik nie im weg stand. in den 80ern war er ein sehr gefestigter und entspannter veteran, der irgendwie „platz genommen“ und nicht mehr viel bewegt hat. seine musik ist ziemlich ausdruckslos geworden, a-politisch, bürgerlich, der ganze aufwand ging nur noch in noch größere virtuosität, wofür dann jeder raum genutzt wurde. passte natürlich gut in das muckertum der 80er. aber pausen lassen, subtilität, genaues zuhören: das alles höre ich bei ihm seitdem nicht mehr. trotzdem ein sehr sympathischer typ, glaube ich.

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