Antwort auf: Ich höre gerade … klassische Musik!

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Anonym
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yaiza ich war sehr überrascht… vermutlich habe ich heute zufällig zwei ‚Extreme‘ im 3. Satz/Adagio gehört… ich bin sonst nicht so an der Zeit interessiert, aber heute waren die Unterschiede auffällig… Korstick benötigt für den 3. Satz über 28min (28:42); zum Vergleich Rösel 17:02; Levit 17:14; Schnabel 18:19; Frank 18:55… Mir kam beim Hören schon Sokolov zu getragen vor (23:44) und Korstick spielt nochmal 5min länger. Beim Ersthören erscheint es mir zunächst zu gedehnt, für mich zerfällt der Satz, da ich mich darin noch nicht gut auskenne… auf der anderen Seite finde ich es aber auch wieder interessant: ich werde mir op. 106 von Korstick in einigen Tagen nochmal ohne eine andere Interpretation davor anhören…

Danke! Ja, die Zeitunterschiede – die chronometrischen – sind gewaltig und ich habe auch nicht selten gestaunt. Wenn man sie aber nicht kennt, habe ich fast den Eindruck, relativiert sich da viel zur imaginären Zeit. Aber, ohne Frage, das Zerfallen, das Verfallen der Zeit wird bei 28 Minuten auf eine große Probe gestellt. „Tempo ist alles“ – so Levit, womit er untertreibt, aber wohl die richtige Wunde markiert. Das hat aber nicht immer mit Schnelligkeit zu tun. Ich kann, zum Beispiel, in dem großen Gesangsaufschwung im dritten Satz kaum eine Entscheidung treffen, zwischen dem sehr knappen Gulda und dem eher langen Gould. Oder, auch lang, Solomon (ich gucke jetzt nicht auf die wenigen Minuten). Da spielt in der Entwicklung von so etwas wie Ruhe noch viel mehr mit, wahrscheinlich am Ende die Kleinigkeit, wie viel Zeit und Raum man zwischen zwei Fingern hat und das in die Wolken namens Musik übertragen kann. Eigenartig, das zu beschreiben.

O. k., nachgeguckt. Gulda (1967): 13.42; Gould: 20.42; Solomon: 22.11.

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