Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › „Sterne an“ – das nüchterne Bewertungsforum › Kendrick Lamar › Antwort auf: Kendrick Lamar
sokrates
doc-f
wenzel
doc-f
Ich selbst höre auch wenig Hip Hop, würde aber als Gegenbeispiel wenigstens behaupten, dass ich kein Jude sein muss , um Billy Joel oder Bob Dylan zu mögen…
Das halte ich jetzt wiederum für einen sehr abstrusen Vergleich. Haben Dylan oder Billy Joel das jemals thematisiert?
Sicherlich war das bewusst überspitzt formuliert von mir. Aber es ging primär darum, dass man laut @sokrates aufgrund einer bestimmten Herkunft eine bestimmte Sorte von Musik grundsätzlich nicht verstehen könne. Und das ist Quatsch und zwar in jeder Kunstrichtung gleichermassen.
@doc-f: Siehst Du, ich dachte mir doch, dass da was durcheinander geht Ich bin selbst Anhänger der These, dass die Kunst (hier: die Musik) für sich selbst sprechen muss. Und dass man sie daher auch ohne Vorkenntnisse gut finden (oder auch nicht, wie ich im Fall Kendrick Lamar.) Das aber wurde ja gerade für falsch gehalten: Man müsse sich damit beschäftigen, hieß es, damit man verstehe. Es wurde mir oben entgegengehalten, wie tief und komplex in Sachen schwarzer Kultur KLs Musik sei – also das komplette Narrativ aufgefahren, das man nicht hört, sondern das nur im Hintergrund ist und herhalten muss, um die wahre Größe und Bedeutung der Musik zu begründen. Und dieses Narrativ könönen wir nicht verstehen, da uns der kulturgeschichtliche und hautfarbenklassenspezifische Erfahrung fehlt. Das meinte ich, und hoffe, ich konnte es nun verständlicher machen. @nail75: In dem Zusammenhang: Ich finde es krass und unglücklich polarisierend, gleich mit der Negermusik-Keule zu kommen, nur weil ich auf die gewaltigen kulturellen Unterschiede hinweise. Die sind doch Realität. Das habe ich nicht gemeint oder auch nur gedacht – um es wirklich ganz deutlich zu sagen.
Da hast du aber die z.B. von mir vorgeschlagene Vorgehensweise gründlich mißverstanden. Man kann sich mit „to pimp…“ am Anfang auch ohne Textanalyse nähern, eben wie ich beschrieben habe: erstmal die nicht wenigen eingängigen Songs verinnerlichen und dann das ganze Album anhören. Die Textanalyse kommt bei mir erst später.
Es ist also überhaupt nicht notwendig nach LA zu fliegen um dort in Eigenrecherche die Musikszene kennen zu lernen. Das mach ich bei ähnlich aufwendigen Alben doch auch nicht.
Und dein Einwand, daß wir ja im übertagenen Sinne vom Feuilleton getrieben wären, ist eher eine Beleidigung meines seit Jahren gewachsenen Musikverständnis. Ich brauche nicht die Presse um Musik zu verstehen, aber sie hilft mir bei einer Vorauswahl und macht mich neugierig. Insofern komt dem Feuilleton da eine wichtige Aufgabe zu.
Dir gefällt ja „Fetch the bolt cutters“ so gut. Mit dem Album mag der eine oder andere auch Schwierigkeiten haben, aber deshalb muß man Apple weder musikalische Ideenlosigkeit, noch fehlende Melodien vorwerfen
P.S. nur mal so als Hinweis. die Melodien spielen sich bei Lamar nicht zwingend im Vordergrund durch Gesang oder Leadinstrument ab, sondern mehr im Hintergrund, also begleitend.
--
“It's much harder to be a liberal than a conservative. Why? Because it is easier to give someone the finger than a helping hand.” — Mike Royko