Antwort auf: Der letzte Film, den ich gesehen habe (Vol. II)

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tezuka
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pfingstluemmel

tezuka Hmmm, vielleicht bei „Lost Highway“, aber da scheint mir alles sehr auf ein hippes, junges Zielpublikum ausgerichtet, während Lynch bei „Eraserhead“, wie bei den meisten seiner Filme, zu seiner Nerdigkeit steht. Ist halt bei Eraserhead alles sehr offentsichtlich auf aussergewöhnlich gemacht, während ich spätere Werke eher als eine Form von Surrealismus sehe: Gewohnte Bilder nehmen, um damit zu spielen, um sie neu anzuordnen. Nicht dass wir uns falsch verstehen: Ich mag – bis auf „Dune“ und „Wild At Heart“ alle Lynch-Filme aus unterschiedlichen Gründen!

Ich empfinde sie nicht als besonders schräg, sondern als besonders aufmerksam und detailverliebt. Spätere Filme wirken in den Bildern geglättet, fast genormt, und das Außergewöhnliche zieht sich mehr und mehr in die (Erzähl-)Struktur und auf die Meta-Ebene zurück. Was allen Filmen gemein scheint, ist die Kreuzung von Banalem und Abseitigem, wo z.B. die TV-Soap auf Horror- und Mystery-Elemente trifft. Am Augenscheinlichsten in Twin Peaks, doch das ist auch schon in Eraserhead deutlich sichtbar angelegt.

Meinst du dass diese Gleichung wirklich immer aufgeht? wieder zu „Lost Highway“: Dort ist Bill Pullman als avantgardistischer Jazz-Musiker doch alles andere als ein Normalbürger, seine Ehe, sein Umfeld sind ja zu keiner Zeit „normal“…Und im oben erwähnten „Straight Story“ fällt das alles weg: Einfach ein wunderschöner Film der ganz schlicht und ergreifend von einfachen Leuten handelt, ohne das irgendwelche Erwartungshaltungen bedient werden…

Zumindest würde ich behaupten, dass Lynch sich nicht auf die vermeintliche „Realität“ des Zuschauers bezieht, sondern seine kleinen Welten grundsätzlich aus Film und Fernsehen extrahiert bzw. sie auf dem Grund von Kinofilmen und TV-Serien modelliert. Ist er mit dem Set-Up erst mal zufrieden, fährt er in die eigene Kleinstadtparade und spürt dem Abseitigen nach, ohne Rücksicht auf Verluste und mit Spaß an der Zerstörung.

Naja, das klingt ja fast als würde er eine Masche durchziehen, da unterschätzt du ihn wohl etwas.

Dune bildet sowieso eine Ausnahme im filmischen Schaffen von David Lynch, während bei Wild at Heart und The Straight Story schon wieder die Kino- und TV-Tropes deutlich spürbar sind.

„Wild at Heart“ bezieht sich halt auf den Rock’n’Roll-Mythos der Fünfziger Jahre, ohne dass er da einen für mich interessanten Film draus extrahieren würde. Wo siehst du in „The Straight Story“ den Bezug auf Kino- und TV-Tropes? Das ist absoluter Realismus, ohne doppelten Boden, großen Respekt an Lynch dass er das Ding so durchgezogen hat…

 

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