Startseite › Foren › Fave Raves: Die definitiven Listen › „Sterne an“ – das nüchterne Bewertungsforum › Kendrick Lamar › Antwort auf: Kendrick Lamar
sokrates Im zweiten Post hat Nail dann zur Substanz nachgebessert. Ich hatte mich auf seinen ersten bezogen. Wir kennen uns lange genug, dass er weiß, was ich meine. Was mir an dem Album missfällt, erhalte ich aufrecht. Ich meine das genau so. Ich glaube übrigens nicht, dass wir als Weiße in Heidelberg, Mannheim oder München schwarze Rap- oder HipHop-Kultur aus L.A. verstehen können. (Gestehe aber Lang Lang zu, Bach zu interpretieren :lol:) Insofern hat mich Nails Ratschlag, man müsse sich nur genug mit dem Album beschäftigen, und es komme die Erleuchtung, amüsiert: Auch hier die herrlich deutsche Mischung aus Anmaßung und Naivität. Ich bevorzuge Pragmatismus und eigene Anschauung.
Ich finde es ziemlich unerhört, dass du meine Aufforderung dich mal mit den Themen des Albums zu beschäftigen, damit abtust, dass das gar nicht möglich sei. Das finde ich eine ziemlich faule, arrogante Haltung, die ich nicht durchgehen lassen kann. Du kannst nicht auf der einen Seiten „eigene Anschauung“ propagieren und diese wenige Zeile zuvor verweigern.
Man muss ja wirklich nicht gleich „music as an universal language“ propagieren, um zu erkennen, dass Musik Grenzen überschreitet. Genauso könnte ich erklären, dass du als weißer Deutscher die Musik von Toto magst, einer Band, die ja nun definitiv genauso US-amerikanisch ist wie die von Kendrick Lamar. Wenn du mir dann erklären willst, dass lediglich die Hautfarbe den Unterschied macht, dann widerspreche ich dir heftig. Diese Art der Aufladung von Musik mit rassischen Kategorien erinnert ja schon an die „Negermusik“ unserer Großeltern. Ich hoffe nicht, dass du ein derart primitives Denken ernsthaft vertrittst.
Aber selbst wenn du lediglich postulieren willst, dass die Lebensumstände eines schwarzen US-Amerikaners sich sehr von einem weißen Deutschen unterscheiden, kann man doch daraus nicht folgern, dass man als Deutscher überhaupt nicht verstehen kann, wovon der Amerikaner singt oder rappt. Das ist übrigens weder anmaßend noch naiv, sondern einfach die Basis jeder Auseinandersetzung. Wenn diese Basis fehlt, dann lohnt sich die inhaltliche Beschäftigung nicht.
Ein Aspekt, der sich durch das gesamte Album zieht, sind die Unsicherheit von Kendrick Lamar, der Druck des Ruhms, der Versuch, diesen Ruhm richtig einzusetzen und die Frage, ob seine Fans wirklich loyal sein werden, wenn er sich vielleicht mal einen Fehler erlaubt. Weder du noch ich wissen wie es ist, berühmt zu sein. Wir wissen aber sicher etwas von Selbstzweifeln und Unsicherheit, weil das allgemeine menschliche Gefühle sind. Damit sind sie aber auch universell verständlich. Auf dieser Ebene sollte die Diskussion stattfinden, nicht auf der sehr abstrakten und sehr deutschen Diskussionsebene, ob ein weißer Deutscher einen schwarzen Amerikaner verstehen kann.
bullschuetz Okay, verstehe. Das hatte ich evtl missverstanden.
Von meiner Seite aus hattest du das nicht.
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Ohne Musik ist alles Leben ein Irrtum.