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sokrates@bullschuetz: Wir hatten ja neulich im anderen Thread schon etabliert, dass die Feuilletonis über ihre Gatekeeper-Funktion über Daumen hoch oder Daumen runter entscheiden und damit letztlich den kulturellen Kanon definieren. Das hat sich nun mal so eingebürgert, und der gute Kndrick Lamar ist ja offenbar auch auf dem Olymp angekommen. Leider sind die Schreiber oft genug auch nur Fanboys, die intellektualisiert ihre Lieblinge hochschreiben, und für die vor allem wichtig ist, dass sie vor ihren Kollegen nicht das Gesicht verlieren, weswegen es wichtig ist, das Richtige gut zu finden. (Das finde ich unfreiwillig komisch, übrigens.)
Oder vielleicht sind das genauso Menschen wie Du und ich, die Vorlieben, Abneigungen, Geschmäcker haben und versuchen, argumentativ nachvollziehbar darüber zu schreiben? Wenn ich das bei Dir so lese, scheinen diese sagenumwobenen Feuilletonisten ja ein schreckliches Völkchen von Lemmingen zu sein. Ich glaube, da zeichnet Du ein Zerrbild.
Weil Journalismus eigentlich sagen sollte, was ist, aber oft genug nur sagt, was sein sollte, erlaube ich mir, über das, was da ist, selbst was zu sagen. Ich kenne keinen Kniefall vor Künstlern oder Schreibern,
Ich bewundere zwar Deine unbeugsame, unbestechliche Haltung, aber ich bin genauso. Wie übrigens alle hier im Forum. Das unterstelle ich zumindest provisorisch. Denn wie soll man denn sonst von gleich zu gleich ohne Hochnaesigkeit diskutieren?
und meine, dass auch Du etwas zu Hardrock sagen solltest, wenn Du möchtest.
Würde ich mir auch von niemandem verbieten lassen, wenn ich wollte. Ich ziehe aber vor, bei Dingen, von denen ich keinen blassen Schimmer habe, erst mal zurückhaltend zu bleiben.
Warum solltest Du das nicht dürfen?
Weiß ich auch nicht. Hab ich behauptet, dass ich das nicht darf? Kann mich gar nicht erinnern.
Welche Institution untersagt Dir das?
Keine.
Speak up!
Hiermit geschehen.
Ich halte überhaupt nichts davon, einen Führerschein machen zu müssen, um etwas über ein Auto zu sagen.
Klar, jeder darf sagen, was er will. Wenn ich aber mit jemandem über Autos und Motoren reden will, ziehe ich Lewis Hamilton einem Yanomami-Indianer vor. Und wenn mir jemand, der nicht Auto fahren kann, erklären will, dass Mercedes überschätzt ist und nur von wichtigteuerischen Motorsportjournalisten hochgejazzt wird, erlaube ich mir, das nicht so ganz ernst zu nehmen.
Woher kommen diese Denkbarrikaden?
Bin halt denkblockiert.
Ich finde das sehr deutsch.
Diese Deutschen immer. Echt zu doof, diese Leute.
Im zweiten Post hat Nail dann zur Substanz nachgebessert. Ich hatte mich auf seinen ersten bezogen. Wir kennen uns lange genug, dass er weiß, was ich meine.
Okay, verstehe. Das hatte ich evtl missverstanden.
Was mir an dem Album missfällt, erhalte ich aufrecht. Ich meine das genau so.
Kein Problem. Wie Du willst.
Ich glaube übrigens nicht, dass wir als Weiße in Heidelberg, Mannheim oder München schwarze Rap- oder HipHop-Kultur aus L.A. verstehen können.
Ich glaube, das Tolle an Kultur ist, dass sie uns hilft, andere besser zu verstehen.
(Gestehe aber Lang Lang zu, Bach zu interpretieren :lol:)
Das ist ein interessanter Gedanke.
Insofern hat mich Nails Ratschlag, man müsse sich nur genug mit dem Album beschäftigen, und es komme die Erleuchtung, amüsiert:
Das hat er aber, glaube ich, gar nicht gesagt. Er hat eigentlich nur angeregt, sich intensiver darauf einzulassen, weil es da eben viel an Nuancen zu entdecken gibt. Und implizit hat er wohl auch nahegelegt, dass intensive Beschäftigung tendenziell ein fundierteres Urteil erlaubt als oberflächliche.
Auch hier die herrlich deutsche Mischung aus Anmaßung und Naivität.
Ein schreckliches Volk, diese Deutschen! Womöglich fast so schlimm wie der Stamm der Feuilletonisten.
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