Antwort auf: Kendrick Lamar

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sokrates
Bound By Beauty

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@bullschuetz: Wir hatten ja neulich im anderen Thread schon etabliert, dass die Feuilletonis über ihre Gatekeeper-Funktion über Daumen hoch oder Daumen runter entscheiden und damit letztlich den kulturellen Kanon definieren. Das hat sich nun mal so eingebürgert, und der gute Kndrick Lamar ist ja offenbar auch auf dem Olymp angekommen. Leider sind die Schreiber oft genug auch nur Fanboys, die intellektualisiert ihre Lieblinge hochschreiben, und für die vor allem wichtig ist, dass sie vor ihren Kollegen nicht das Gesicht verlieren, weswegen es wichtig ist, das Richtige gut zu finden. (Das finde ich unfreiwillig komisch, übrigens.) Und so ist der Kanon krumm und schief.

Weil Journalismus eigentlich sagen sollte, was ist, aber oft genug nur sagt, was sein sollte, erlaube ich mir, über das, was da ist, selbst was zu sagen. Ich kenne keinen Kniefall vor Künstlern oder Schreibern, und meine, dass auch Du etwas zu Hardrock sagen solltest, wenn Du möchtest. Warum solltest Du das nicht dürfen? Welche Institution untersagt Dir das? Speak up! Ich halte überhaupt nichts davon, einen Führerschein machen zu müssen, um etwas über ein Auto zu sagen. Woher kommen diese Denkbarrikaden? Ich finde das sehr deutsch. Wenn Du das hier anwendest, würde es bedeuten, dass ich mich zu KLs Platte nicht kritisch hätte äußern dürfen. Das wäre fatal. Kritik nur vom Expertentüv? Also bitte. It’s a free country, brother. So wie Kunst alles sagen darf, darf man auch alles kritisieren.

Im zweiten Post hat Nail dann zur Substanz nachgebessert. Ich hatte mich auf seinen ersten bezogen. Wir kennen uns lange genug, dass er weiß, was ich meine. Was mir an dem Album missfällt, erhalte ich aufrecht. Ich meine das genau so. Ich glaube übrigens nicht, dass wir als Weiße in Heidelberg, Mannheim oder München schwarze Rap- oder HipHop-Kultur aus L.A. verstehen können. (Gestehe aber Lang Lang zu, Bach zu interpretieren :lol:) Insofern hat mich Nails Ratschlag, man müsse sich nur genug mit dem Album beschäftigen, und es komme die Erleuchtung, amüsiert: Auch hier die herrlich deutsche Mischung aus Anmaßung und Naivität. Ich bevorzuge Pragmatismus und eigene Anschauung.

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„Weniger, aber besser.“ D. Rams