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bullschuetz Genau, das ist der Punkt! Das Logo, die Werbung, die ganze Marketingstrategie besagte: Ist es nicht das irdische Paradies, in Amerika, in den Suedstaaten als Schwarzer zu leben?
Ganz genau. Es wir ein durch und durch idealisiertes und positiv konnotiertes Bild gezeichnet und eben nicht das des Haussklaven, wie behauptet. Das Thema wird komplett ausgeblendet.
Das ist so derartig dämlich geschichtsklitternd, dass ich staune, wie wenig das früher hinterfragt wurde. Auf den Reisfeldern in South Carolina und andernorts waren die Schwarzen doch nicht lächelnde Existenzgruender oder gar glücklich im Kreise ihrer Kinder, Enkel und Neffen ergrauende Agrarkapitalisten, sondern Sklaven!
Ähm, die dargestellte Szene spielt in den 1960er Jahren. Also 100 Jahre nach der Abschaffung der Sklaverei in den USA. Geschichtsklitterung zu mokieren und sie im selben Satz selbst zu betreiben, ist irgendwie schräg. Und überhaupt, was folgerst du daraus? Dass man Afroamerikaner doch bitte grundsätzlich als Opfer und Bodensatz der Unterschicht darzustellen hat, um ihrem Schicksal als Nachkommen von Sklaven gerecht zu werden? Oder damit es gegenwärtig besser ins Schema passt? War demnach auch die Cosby Show „wirklichkeitsverschleiernd“, weil die Familie Huxtable der Oberschicht angehörte und nicht am Existenzminimum in der Bronx hauste? Sorry, da gehe ich definitiv nicht mit.
Und das müsste auch deutschen TV-Guckern nicht verborgen bleiben. Womöglich hatten sie ja „Roots“ gesehen. Das lief in Deutschland Ende der 70er-Jahre mit hohen Einschaltquoten zur besten Sendezeit. Der Kontrast zwischen der Serie und dieser Werbung ist ja augenfaellig.
Auch hier nochmal: Die Serie spielt im 18. und 19. Jahrhundert! Was soll dieser absurde Vergleich? Und nein, ich werde jetzt ganz sicher nicht weiter über die allgemeine Methodik von Werbung im Unterschied zu fiktionalen oder dokumentarischen Stoffen diskutieren.
nicht_vom_forum
Wenn Du mir das nicht abnimmst, kann ich es auch nicht ändern. Ich bin jedenfalls in diesem (Forums-)Kontext nicht in der Lage, mich klarer auszudrücken.
Nehme ich dir ab, den unterschwelligen Vorwurf der politisch motivierten Sprachverfälschung weise ich dennoch nochmal klar von mir. Ich habe es genau so gemeint, wie ich es geschrieben habe und sehe darin kein Problem.
Dem deutschen Ottonormalverbraucher dürfte das alles weigehend egal sein. Wer aber öffentlich darüber „Unverständnis“ zeigt oder sich zu dieser Thematik positioniert und dabei entweder nicht willlens ist, echtes mangelndes Verständnis durch eigene kurze Recherche zu beseitigen oder die bereits vorhandenen Kenntnisse ignoriert und Suggestivfragen stellt, muss damit klarkommen, dass man ihm unterstellt, im Trüben zu fischen.
Tja, und das glaube ich eben nicht und da kommen wir dann nicht zusammen. Dem Ottonormalverbraucher sind solche Fälle meiner Meinung nach weder egal, noch ist es damit getan, ihm moralisch belehrend damit zu kommen, er möge sich doch mal bitte in afroamerikanische Befindlichkeiten einfühlen, die mit seiner Alltagsrealität nichts zu tun haben, oder alternativ die Klappe halten. Das mag bei „Uncle“ etwas egaler sein, als bei Begriffen wie „Indianer“, aber Rücksichtnahme auf einer Metaebene gegenüber nicht vorhandenen Bevölkerungsschichten ist halt, naja, schwierig und mit kurzer Recherche ist das jeweils nicht getan, weil das zu keiner klaren Antwort führt. Es ist halt ein riesen Unterschied, wo man die Debatte mit wem führt.
In der Realität ist das dann nämlich auch mal gerne so, dass mich ein „White Savior“ mit frischem Bachelor-Abschluss in Völkerkunde zum Begriff „First Nations“ statt Indianer belehren will, während mich im USA-Urlaub bei einer geführten Tour durch den Antelope-Canyon die Navajo-Guides begeistert ausgerechnet auf Karl May bzw. Winnetou ansprechen, weil sie mitbekommen haben, dass Deutsche deswegen überproportional oft vorbei kommen und ein gesteigertes Interesse an ihrer Kultur mitbringen. Die positiv stereotypisierende Indianerdarstellung der Figur war denen total egal.
latho Wie es ganz offensichtlich schwierig ist, Konzepte aus dem „kalten Bürgerkrieg“ der USA auf Deutschland zu übertragen. Allein das Konzept von „Blackness“ ist eigentlich (auch historisch) ein spezifisch amerikanisches….Das ist ein weiteres Problem: Dass die Diskussion in den USA inzwischen intellektuell so verflacht ist …), dass es nur um „wir“ gegen „die“ geht, Zwischentöne und vor allem Argumente versanden…
Tja, das ist der springende Punkt. Die völlig festgefahrene Debatte in den USA zu lösen scheint kaum mehr möglich. Umso wichtiger eigentlich, dass man sie hier differenzierter führt.
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