Antwort auf: Culture Wars, Kulturelle Aneignung, Identitätspolitik, Wokeism …

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bullitt

Registriert seit: 06.01.2003

Beiträge: 20,757

nicht_vom_forum
 Das ist schlicht dem einheitlichen internationalen Branding geschuldet.

Ach was, echt? Wer hätte das gedacht…

Das hat mit Politik und mit deutschen Befindlichkeiten genau nichts zu tun.

Meinen Post im Kontext zu lesen würde helfen. Mir geht zunächst mal lediglich das Moralisieren von Usern auf den Nerv, die meinen, andere belehren oder ihnen einen gar einen latenten Hang zum Rassismus unterstellen zu müssen, wenn sie etwas hinterfragen. Die Marke wird hierzulande aus genannten Gründen völlig anders rezipiert als in den USA,  das Unverständnis über die Umbenennung ist hier deshalb ungleich höher. Soweit nachvollziehbar und kein Grund zur Empörung und Belehrung. Darüber hinaus haben „deutsche Befindlichkeiten“ bzw. diese unterschiedliche Lesart selbstverständlich auch Einfluss auf die Firmenpolitik von Mars, schlicht und ergreifend deshalb, weil Deutschland ein großer Absatzmarkt ist. Nicht umsonst wird die Namensänderung vom Konzern hier gesondert kommuniziert.

Um sich diese Frage zu stellen, müsste man erstmal wissen, welche „Hautfarbe“ das neue Logo bekommt.

Gar keine. Das neue Logo ist bekannt, das Konterfeit wurde entfernt, und ich bleibe dabei, dass die Frage nach dem „warum“ berechtigt ist. Man hätte die Chance ja auch nutzen können. Ein Name wie „Mr. Ben’s Original“ hätte der Figur den nötigen Respekt verliehen und man hätte an einer in vielen Ländern positiv besetzten schwarzen Figur festhalten können.

Nach nochmaligem Nachdenken: Machst Du gerade den tatsächlich den Punkt, dass Platten so austauschbar sind wie Reispackungen?

Ja. Aus Sicht der Musikindustrie sind/waren Cover auch nie was anderes als Werbeflächen, mit denen, wie du sagst, globale Konzerne versuchten Massenprodukten einen individuellen und persönlichen Charakter zu verpassen, um mehr davon zu verkaufen. Aber wir leben im Jahr 2020 und die Wahrheit ist diesbezüglich noch viel trostloser. Plattencover sind im Zeitalter von Streaming ohne jeden Zweifel egaler als Reispackungen, weil sie längst zu 50 x 50 Pixeln großen Buttons degradiert wurden.

(Und ja, ich warte nur darauf, dass irgendwer mit z.B. Zappas „Joe’s Garage“ um die Ecke kommt und „Blackfacing“ plärrt.)

gypsy-tail-wind
Habe ich, verdammt nochmal, ja! Seit meiner Kindheit lösten die „Uncle Ben’s“-Packungen ein Unbehagen aus. Aber das kannst Du Dir offensichtlich nicht einmal vorstellen, …

Nein, kann ich tatsächlich nicht, sorry.

und das wiederum beelendet mich in dieser ganzen Diskussion so sehr: Ich habe immer N. und N.kuss gesagt, das war nie rassistisch gemeint und drum muss ich nichts ändern, mich nie hinterfragen usw. Aufrechterhaltung des Status quo ist eine vergleichbare Haltung wie „all lives matter“ als Antwort zu geben …

Es geht nicht um die Aufrechterhaltung des Status quo. Wie gesagt, man kann sich informieren und in diesem Fall die Namensänderung nachvollziehen und trotzdem differenzieren. Es wurde ja inzwischen schon oft genug betont, dass man nicht jede us-amerikanische Debatte unreflektiert 1:1  übertragen sollte. Und mit moralisch aufgeladenen Suggestivfragen, wie du sie gestellt hast, erweist du der Sache am Ende einen Bärendienst. Du suggerierts allen, die in den letzte Jahrzehnten bedenkenlos diesen Reis gekauft haben, eine rassistische Marke unterstützt zu haben, während du das ganze natürlich schon immer durchschaut und eine blütenreine Weste hast. Und ich wiederhole es nochmal, die Frage, um die es ging, nämlich was an dem Konterfeit eines Schwarzen rassistisch sein soll, wenn der umstrittene Name geändert wird, ist völlig legitim und berechtigt. Da muss man nicht so ne Welle draus machen.

zuletzt geändert von bullitt

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