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Ehrlich gesagt überfordert mich der Satz „Es gibt keinen Rassismus gegen Weiße“ auch.
Wir haben vor Jahren hier im Forum darüber diskutiert, ob Miles Davis ein Rassist war. Ich habe damals mein Unbehagen thematisiert, weil ich Davis‘ aggressive und teilweise befremdliche Pauschalisierungen zum Beispiel in seiner Autobiografie eben als Reflex auf selber erfahrenen Rassismus deute und als Versuch, der Opferrolle zu entkommen (sehr verkürzt, man müsste das nachlesen). Aber so ganz eindeutig ist das doch nicht. Und wie gehst du mit der Nation of Islam in ihrer extremen Ausprägung um, wie mit den dort dort propagierten Ideen von Rassentrennung, Black Supremacy und weißen Teufeln? Selbstverständlich ist das eine Reaktion auf jahrhundertelange brutale Unterdrückungserfahrung – aber kann/muss man die Ideologie nicht dennoch als rassistisch kritisieren?
Und wie gehen wir mit der „deutschen Kartoffel“ um? Kann ein junger Türke gar nicht rassistisch sein, weil er in der Minderheit ist und sich damit doch nur gegen die Abstempelung zum „Kanaken“ wehrt? Ich denke, so einfach und eindeutig ist das alles nicht.
Ich verstehe schon den Sinn der Setzung, dass die Unterdrückten/Minderheiten nicht rassistisch sein können, dass Rassismus eine Sache der Mehrheit und der Machtverhältnisse sei. Und ich verstehe vollkommen, dass man die rechten Vernebelungstendenzen nicht dulden will.
Ich fürchte nur, dass Rassismus ein universelles Phänomen ist.
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